Wie Falschgeld Rumläuft: Einblick in die Zirkulation gefälschter Banknoten
Bargeld ist in unserem Alltag allgegenwärtig – ob beim Einkaufen, im Restaurant oder auf dem Wochenmarkt. Doch mit der Bequemlichkeit des physischen Geldes birgt sich auch ein Risiko: das Zirkulieren von Falschgeld. Gefälschte Banknoten sind nicht nur eine Gefahr für die Wirtschaft, sondern können auch Sie persönlich treffen. Stellen Sie sich vor, Sie erhalten unwissentlich einen falschen Schein – der Verlust ist ärgerlich, und ihn weiterzugeben, kann sogar strafbar sein.
Dieser Artikel beleuchtet, wie Falschgeld seinen Weg in unseren Geldbeutel findet und wie es sich verbreitet. Vor allem aber erfahren Sie, wie Sie sich schützen können und was zu tun ist, wenn Sie den Verdacht haben, Falschgeld erhalten zu haben.
Wie Falschgeld in Umlauf Gelangt
Falschgeld wird von kriminellen Organisationen hergestellt und gelangt auf verschiedenen Wegen in den Wirtschaftskreislauf. Es gibt nicht den einen Kanal, sondern eine Reihe von Strategien, die darauf abzielen, die gefälschten Banknoten möglichst schnell und unbemerkt unter die Leute zu bringen.
- Ausgaben in Eile oder bei Großveranstaltungen: Kriminelle nutzen oft Situationen, in denen wenig Zeit zum Prüfen bleibt. Dazu gehören Stoßzeiten in Geschäften, belebte Märkte, Sportveranstaltungen oder Konzerte. Hier werden falsche Scheine gerne für kleinere Einkäufe verwendet, um legitimes Wechselgeld zu erhalten.
- Kleine Geschäfte und Gastronomie: Betriebe mit hohem Bargeldaufkommen und möglicherweise weniger geschultem Personal sind anfällig. Ein falscher Fünfziger wird schnell mal gegen echtes Wechselgeld in kleineren Scheinen getauscht.
- Privatverkäufe: Beim Kauf oder Verkauf von gebrauchten Gegenständen zwischen Privatpersonen wird oft nicht so genau geprüft wie im professionellen Handel. Dies kann ebenfalls eine Einfallspforte sein.
- Online-Plattformen und Kleinanzeigen: Auch wenn der Hauptaustausch von Falschgeld offline stattfindet, können Online-Plattformen für den Verkauf der Falsifikate selbst oder für Transaktionen genutzt werden, bei denen das Falschgeld als Zahlungsmittel dient.
- Wechselbetrug: Eine häufige Methode ist der sogenannte Wechselbetrug, bei dem versucht wird, durch geschickte Ablenkung oder Vortäuschung eines Wechselscheins den falschen Schein unterzujubeln.
Sobald ein falscher Schein einmal von jemandem als echt akzeptiert wurde – sei es aus Unachtsamkeit, Unwissenheit oder Zeitdruck – ist er im Umlauf.
Die Mechanismen der Verbreitung
Einmal in Umlauf, agiert Falschgeld wie eine Krankheit: Es springt von Person zu Person. Die meisten Menschen, die Falschgeld weitergeben, tun dies unwissentlich. Sie haben den Schein als Wechselgeld erhalten oder bei einer Transaktion akzeptiert und bemerken die Fälschung nicht.
- Das unbewusste Weitergeben: Sie erhalten einen falschen Fünfziger im Supermarkt als Wechselgeld. Sie bemerken es nicht. Später kaufen Sie im Kiosk etwas für zwei Euro und bezahlen mit dem Fünfziger. Der Kioskbetreiber prüft den Schein ebenfalls nicht genau und gibt Ihnen achtundvierzig Euro echtes Wechselgeld zurück. Nun hat der Kioskbetreiber das Problem, und Sie haben unwissentlich eine Straftat begangen (das Weitergeben wissentlich falscher Zahlungsmittel ist strafbar, unwissentlich ist es der Besitz, der meldepflichtig ist).
- Wechselgeld-Kreislauf: Falsche Scheine werden oft für kleine Beträge eingesetzt, gerade um viel echtes Wechselgeld herauszubekommen. Dieses echte Wechselgeld behalten die Kriminellen, während der falsche Schein im Kreislauf bleibt.
- Einzahlungsprobleme: Während moderne Einzahlungsautomaten und Bankschalter Falschgeld meist erkennen, können einzelne Scheine, besonders bei größeren Einzahlungen oder älteren Geräten, unter Umständen unentdeckt bleiben und theoretisch kurzzeitig in den Bankenkreislauf gelangen (was aber extrem unwahrscheinlich ist, da die Prüfsysteme sehr robust sind).
Die schiere Menge der täglichen Bargeldtransaktionen macht es nahezu unmöglich, jeden Schein einzeln und gründlich zu prüfen. Genau das nutzen Fälscher aus.
Warum die Erkennung Wichtig Ist
Die Fähigkeit, Falschgeld zu erkennen, ist Ihre erste Verteidigungslinie. Sie schützt nicht nur Ihren eigenen Geldbeutel vor Verlust, sondern hilft auch dabei, die Verbreitung einzudämmen. Jeder falsche Schein, der erkannt und aus dem Verkehr gezogen wird, weniger Schaden anrichten.
Glücklicherweise sind moderne Banknoten mit einer Vielzahl von Sicherheitsmerkmalen ausgestattet, die für das menschliche Auge und den Tastsinn entwickelt wurden. Sie erfordern kein Spezialwerkzeug, sondern nur ein wenig Wissen und Aufmerksamkeit. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die nationalen Zentralbanken (wie die Deutsche Bundesbank) empfehlen die einfache Methode: “Fühlen, Sehen, Kippen”.
Die Methode “Fühlen, Sehen, Kippen”
Diese Methode nutzt die wichtigsten, für jedermann zugänglichen Sicherheitsmerkmale der Euro-Banknoten:
| Sicherheitsmerkmal | Fühlen | Sehen | Kippen |
|---|---|---|---|
| Papier | Fest, griffig, klingt beim Klopfen wie Papier (nicht wie Plastik) | – | – |
| Relief | Teile des Druckbildes (z.B. Hauptmotiv, Schriftzug “EZB”, Wertzahl) sind tastbar erhaben. | – | – |
| Wasserzeichen | – | Im Gegenlicht sichtbar: Porträt der Europa, Wertzahl, Fenster. | – |
| Sicherheitsfaden | – | Im Gegenlicht als dunkler Faden sichtbar, mit Wertzahl und €-Symbol. | – |
| Durchsichtsregister | – | Einzelne Teile der Wertzahl auf Vorder- und Rückseite ergeben im Gegenlicht die vollständige Zahl. | – |
| Hologramm (Streifen) | – | – | Bei kleinen Scheinen (bis €20) erscheint beim Kippen ein Porträt der Europa, das €-Symbol und die Wertzahl. |
| Hologramm (Patch) | – | – | Bei großen Scheinen (€50 aufwärts) erscheint beim Kippen ein Porträt der Europa, das Hauptmotiv und die Wertzahl. |
| Glanzstreifen | – | – | Bei kleinen Scheinen (bis €20) erscheint auf der Rückseite ein goldfarbener Streifen mit Wertzahl und €-Symbol. |
| Farbwechselnde Tinte | – | – | Bei großen Scheinen (€50 aufwärts) wechselt die Wertzahl auf der Rückseite beim Kippen die Farbe (z.B. von Smaragdgrün zu Tiefblau). |
Lassen Sie uns die einzelnen Schritte etwas detaillierter betrachten:
- Fühlen:
- Das Papier: Echtes Euro-Banknotenpapier besteht aus Baumwolle und fühlt sich besonders griffig und fest an (nicht wachsartig oder glatt wie normales Druckpapier).
- Das Relief: Streichen Sie mit den Fingern über die Scheine. Sie sollten einige Druckbereiche spüren können, die sich vom Hintergrund abheben, z.B. die große Wertzahl oder die Buchstaben “EZB”.
- Sehen:
- Wasserzeichen: Halten Sie den Schein gegen das Licht. Sie sollten das Porträt der Europa, ein Fenster und die Wertzahl sehen. Dieses Merkmal ist in das Papier eingearbeitet und nicht aufgedruckt.
- Sicherheitsfaden: Im Gegenlicht wird in der Mitte des Scheins ein dunkler Faden sichtbar. Darauf sind die Wertzahl und das €-Symbol zu erkennen.
- Durchsichtsregister: In der oberen linken Ecke der Vorderseite und der oberen rechten Ecke der Rückseite befinden sich unvollständige Druckbilder, die im Gegenlicht betrachtet die komplette Wertzahl ergeben.
- Kippen:
- Hologramm: Je nach Wert des Scheins sehen Sie entweder einen Hologramm-Streifen (kleine Scheine) oder ein Hologramm-Patch (große Scheine). Beim Kippen der Banknote verändern sich die abgebildeten Motive in diesen Bereichen. Bei den neuen Europa-Serien erscheint zudem ein Porträt der Europa im Hologramm-Streifen bzw. -Patch.
- Glanzstreifen (kleine Scheine): Bei den 5er, 10er und 20er Scheinen finden Sie auf der Rückseite einen goldfarbenen Streifen, auf dem beim Kippen die Wertzahl und das €-Symbol erscheinen.
- Farbwechselnde Tinte (große Scheine): Bei den 50er, 100er und 200er Scheinen wechselt die große Wertzahl auf der Rückseite beim Kippen die Farbe, z.B. von Smaragdgrün zu Tiefblau (sogenannte Smaragdzahl).
Es ist empfehlenswert, sich mit den Merkmalen echter Banknoten vertraut zu machen, indem Sie die Scheine in Ihrem eigenen Geldbeutel prüfen. Je besser Sie das Aussehen und Gefühl von echtem Geld kennen, desto leichter erkennen Sie Abweichungen.
Was Tun, Wenn Sie Falschgeld Erhalten Haben
Sollten Sie den Verdacht haben, Falschgeld erhalten zu haben, ist es wichtig, richtig zu reagieren. Das Wichtigste zuerst: Geben Sie den Schein auf keinen Fall wissentlich weiter! Das ist eine Straftat.
Hier ist, was Sie tun sollten:
- Nehmen Sie den Schein nicht an (wenn möglich): Wenn Sie die Fälschung erkennen, bevor Sie den Schein annehmen, tun Sie dies einfach nicht und bitten Sie um einen anderen Schein.
- Wenn Sie den Schein bereits haben:
- Bestätigen Sie Ihren Verdacht anhand der Sicherheitsmerkmale.
- Versuchen Sie, sich unauffällig den Ursprung des Scheins zu merken (Woher haben Sie ihn? Wann? Wer hat ihn Ihnen gegeben? Konnten Sie sich die Person merken?). Geben Sie sich aber nicht als Detektiv aus und bringen Sie sich nicht in Gefahr.
- Informieren Sie umgehend die nächste Polizeidienststelle oder Ihre Bank.
- Übergeben Sie den verdächtigen Schein dort. Sie erhalten keine Entschädigung für den Verlust des Falschgeldes.
- Erstatten Sie Anzeige oder geben Sie den Schein zur polizeilichen Untersuchung ab. Sie sind verpflichtet, Falschgeld anzuzeigen und herauszugeben.
Das Festhalten oder Weitergeben von Falschgeld ist illegal. Melden Sie Ihren Fund immer den Behörden.
Die Auswirkungen von Falschgeld
Falschgeld schadet auf mehreren Ebenen:
- Individueller Schaden: Jeder, der Falschgeld unwissentlich annimmt, erleidet einen finanziellen Verlust. Das Geld ist wertlos und wird nicht ersetzt.
- Schaden für Unternehmen: Geschäfte, die Falschgeld annehmen, verlieren nicht nur den Wert des Scheins, sondern auch den Wert der von ihnen im Austausch ausgegebenen Waren oder Dienstleistungen und des echten Wechselgeldes.
- Vertrauensverlust: Eine weite Verbreitung von Falschgeld könnte das Vertrauen der Öffentlichkeit in Bargeld als Zahlungsmittel untergraben.
- Finanzierung Kriminalität: Die Herstellung und der Vertrieb von Falschgeld sind oft eng mit anderen Formen der organisierten Kriminalität verbunden.
Prävention und Wachsamkeit
Der beste Schutz ist Wachsamkeit.
- Kennen Sie die Merkmale: Machen Sie sich mit den Sicherheitsmerkmalen echter Banknoten vertraut und nutzen Sie die “Fühlen, Sehen, Kippen”-Methode.
- Prüfen Sie größere Scheine: Seien Sie besonders aufmerksam bei größeren Banknoten (€50, €100, €200), da diese für Fälscher lukrativer sind.
- Seien Sie misstrauisch: Wenn Ihnen ein Schein verdächtig erscheint oder das Verhalten des Zahlenden merkwürdig ist, nehmen Sie den Schein nicht an oder bitten Sie um einen anderen Schein.
- Nutzen Sie bargeldlose Alternativen: Bei großen oder unsicheren Transaktionen können bargeldlose Zahlungsmethoden eine sicherere Option sein.
Häufig Gestellte Fragen (FAQs)
- Kann ich Falschgeld bei der Bank umtauschen? Nein. Falschgeld hat keinen Wert und wird von Banken oder Behörden nicht umgetauscht oder ersetzt. Sie erleiden den vollen Verlust.
- Bin ich strafbar, wenn ich unwissentlich Falschgeld besitze? Das bloße unwissentliche Besitzen von Falschgeld ist in der Regel keine Straftat. Allerdings sind Sie verpflichtet, den Schein, sobald Sie den Verdacht haben, dass er falsch ist, nicht weiterzugeben, sondern ihn den Behörden zu melden und zu übergeben. Das wissentliche Besitzen und vor allem das wissentliche In-Umlauf-Bringen von Falschgeld sind schwere Straftaten.
- Woher kommt das meiste Falschgeld? Große Mengen an Falschgeld stammen oft aus organisierten kriminellen Werkstätten, die in der Regel außerhalb der Eurozone ansässig sind.
- Welche Stückelungen werden am häufigsten gefälscht? Dies kann variieren, aber traditionell gehörten die €50-Scheine zu den am häufigsten gefälschten Banknoten, da sie weit verbreitet sind und einen attraktiven Wert darstellen. Die Behörden veröffentlichen regelmäßig Statistiken dazu.
- Sind neue Banknoten sicherer als alte? Ja, die neuen Banknoten der Europa-Serie verfügen über verbesserte Sicherheitsmerkmale, die noch schwieriger zu fälschen sind. Dennoch sollten Sie auch bei alten Scheinen die bekannten Merkmale prüfen.
Fazit
Falschgeld ist eine reale Bedrohung im Bargeldverkehr, aber keine, der Sie hilflos gegenüberstehen. Indem Sie die einfachen Sicherheitsmerkmale Ihrer Banknoten kennenlernen und die Methode “Fühlen, Sehen, Kippen” anwenden,können Sie sich wirksam schützen. Seien Sie aufmerksam, besonders in Situationen, in denen Hektik herrscht. Sollten Sie jemals auf einen verdächtigen Schein stoßen, handeln Sie verantwortungsvoll: Geben Sie ihn nicht weiter und melden Sie ihn umgehend der Polizei oder Ihrer Bank. Ihre Wachsamkeit trägt dazu bei, den Kreislauf von Falschgeld zu durchbrechen und die Sicherheit unseres Bargeldverkehrs zu gewährleisten.
