Wie Viel Falschgeld Ist Im Umlauf? Eine Einschätzung für Deutschland und den Euro-Raum
Stellen Sie sich vor, Sie stehen an der Kasse, erhalten Wechselgeld und plötzlich fällt Ihnen auf: Irgendetwas stimmt mit einem Schein nicht. Die Sorge, Falschgeld in den Händen zu halten oder unwissentlich weiterzugeben, ist für viele Menschen präsent. Doch wie groß ist das Problem in der Realität? Wie viel gefälschtes Geld kursiert tatsächlich, und wie wahrscheinlich ist es, dass Sie damit in Berührung kommen?
In diesem Artikel beleuchten wir die Situation rund um Falschgeld, insbesondere im Euro-Raum und in Deutschland. Sie erfahren, wie die zuständigen Behörden die Menge des Falschgeldes messen, welche Scheine am häufigsten gefälscht werden und welche Schutzmaßnahmen existieren, um Sie und das Währungssystem zu schützen.
Eine schwer fassbare Zahl: Die absolute Menge
Die Frage “Wie Viel Falschgeld Ist Im Umlauf?” lässt sich nicht mit einer einzelnen, exakten Zahl beantworten. Das liegt daran, dass die absolute Menge des gefälschten Geldes, das sich tatsächlich im Umlauf befindet, naturgemäß unbekannt ist. Kriminelle Banden, die für die Herstellung und Verbreitung verantwortlich sind, führen keine Buchhaltung, die den Behörden zugänglich ist.
Die offiziellen Zahlen, die Sie in Berichten der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der Deutschen Bundesbank finden, beziehen sich daher immer auf sichergestellte Blüten. Das sind Scheine, die von der Polizei, Banken, Händlern oder auf andere Weise aus dem Zahlungsverkehr gezogen und als Falschgeld identifiziert wurden. Diese Sicherstellungszahlen geben uns jedoch einen sehr guten Indikator für das Ausmaß des Problems und dessen Entwicklung über die Zeit.
Die Situation im Euro-Raum: Ein Blick auf die Sicherstellungen
Die EZB veröffentlicht regelmäßig Zahlen zu den im gesamten Euro-Raum sichergestellten Euro-Banknoten. Diese Zahlen zeigen, dass Falschgeld zwar eine ständige Bedrohung darstellt, das Problem aber im Verhältnis zur riesigen Menge an echten Euro-Banknoten im Umlauf (mehr als 29 Milliarden Ende 2023) relativ klein ist.
Hier ein Überblick über die Entwicklung der sichergestellten Euro-Banknoten im Euro-Raum in den letzten Jahren:
Jahr | Sichergestellte Falschgeld-Banknoten (Gesamt im Euro-Raum) |
---|---|
2019 | Ca. 559.000 |
2020 | Ca. 460.000 |
2021 | Ca. 347.000 |
2022 | Ca. 376.000 |
2023 | Ca. 396.000 |
(Quelle: Basierend auf EZB-Pressemitteilungen)
Wie Sie sehen, gab es in den Jahren 2020 und 2021 einen Rückgang, der möglicherweise auch mit der COVID-19-Pandemie und veränderten Zahlungsgewohnheiten zusammenhing. In den Jahren 2022 und 2023 stiegen die Zahlen wieder leicht an, bleiben aber unter dem Niveau von 2019.
Diese Zahlen klingen vielleicht hoch, aber setzen Sie sie ins Verhältnis zur Gesamtmenge der echten Banknoten im Umlauf. Die Wahrscheinlichkeit, im täglichen Zahlungsverkehr auf eine Blüte zu stoßen, ist statistisch gesehen sehr gering.
Falschgeld in Deutschland: Die nationale Perspektive
Die Deutsche Bundesbank sammelt und bewertet das in Deutschland sichergestellte Falschgeld. Die Zahlen für Deutschland sind Teil der europäischen Gesamtzahlen und geben uns einen genaueren Blick auf die Situation hierzulande.
Hier die Sicherstellungszahlen für Deutschland in den letzten Jahren:
Jahr | Sichergestellte Falschgeld-Banknoten (Deutschland) | Auf 1 Million Einwohner |
---|---|---|
2019 | Ca. 49.000 | Ca. 590 |
2020 | Ca. 33.000 | Ca. 400 |
2021 | Ca. 30.000 | Ca. 360 |
2022 | Ca. 44.000 | Ca. 530 |
2023 | Ca. 56.000 | Ca. 670 |
(Quelle: Basierend auf Deutsche Bundesbank-Jahresberichten/Pressemitteilungen)
Die Sicherstellungszahlen für Deutschland zeigten einen ähnlichen Trend wie im Euro-Raum mit einem Anstieg in den letzten beiden Jahren nach einem Tief während der Pandemie. Der Wert des 2023 in Deutschland sichergestellten Falschgeldes belief sich auf rund 5,1 Millionen Euro.
Welche Banknoten werden am häufigsten gefälscht?
Kriminelle konzentrieren sich verständlicherweise auf Banknoten, die am häufigsten verwendet werden und einen attraktiven Wert haben. Sie versuchen, das Risiko (erwischt zu werden) mit dem potenziellen Gewinn in Einklang zu bringen.
Im Euro-Raum und in Deutschland sind dies traditionell die mittleren Stückelungen:
- Der 50-Euro-Schein: Er ist seit Jahren die am häufigsten gefälschte Banknote, auch wenn sein Anteil an den Gesamtsicherstellungen schwankt.
- Der 20-Euro-Schein: Ebenfalls sehr beliebt bei Fälschern.
Andere Stückelungen wie 10-, 100-, 200- und sogar die relativ seltenen 500-Euro-Scheine (werden nicht mehr ausgegeben, sind aber weiterhin gültig) werden ebenfalls gefälscht, machen aber in der Regel einen kleineren Anteil der Sicherstellungen aus.
Hier eine beispielhafte Aufteilung der Sicherstellungen nach Stückelungen für Deutschland (Beispieljahr 2023):
Stückelung | Anteil an Gesamtsicherstellungen (Deutschland, 2023 – Beispiel) |
---|---|
10 € | ca. 5 % |
20 € | ca. 24 % |
50 € | ca. 45 % |
100 € | ca. 11 % |
200 € | ca. 13 % |
500 € | ca. 2 % |
(Quelle: Basierend auf Bundesbank-Daten für 2023)
Die Konzentration auf 20- und 50-Euro-Scheine hat sich über die Jahre als recht konstant erwiesen.
Münzfälschungen: Das kleinere Problem
Neben Banknoten werden auch Euro-Münzen gefälscht, aber in deutlich geringerem Ausmaß. Die Fälschung von Münzen ist technisch oft aufwendiger und erzielt pro Stück einen geringeren Gewinn, was sie für Kriminelle weniger attraktiv macht als Banknoten.
Die meisten Münzfälschungen betreffen die 2-Euro-Münze, gefolgt von der 1-Euro-Münze und seltener den 50-Cent-Münzen. Die Sicherstellungszahlen liegen hier typischerweise im niedrigen fünfstelligen Bereich pro Jahr für Deutschland und im niedrigen sechsstelligen Bereich für den gesamten Euro-Raum – um Größenordnungen niedriger als bei Banknoten.
Warum Falschgeld bekämpfen? Die Auswirkungen
Die Bekämpfung von Falschgeld ist aus mehreren Gründen entscheidend:
- Vertrauensverlust: Falschgeld erschüttert das Vertrauen der Bürger in ihre Währung und das gesamte Finanzsystem.
- Wirtschaftliche Schäden: Unternehmen und Privatpersonen, die Falschgeld annehmen, erleiden einen direkten finanziellen Verlust, da sie für die gefälschten Scheine keinen Gegenwert erhalten und diese nicht ersetzt bekommen.
- Finanzierung von Kriminalität: Die Herstellung und der Vertrieb von Falschgeld sind oft das Werk der Organisierten Kriminalität und dienen zur Finanzierung weiterer illegaler Aktivitäten.
- Rechtliche Konsequenzen: Das Wissentliche Inverkehrbringen von Falschgeld ist eine Straftat, die mit Freiheitsstrafe geahndet werden kann.
Schutzmaßnahmen: Wie Fälschern das Handwerk erschwert wird
Um Falschgeld in Schach zu halten, werden auf verschiedenen Ebenen Anstrengungen unternommen:
- Hohe Sicherheitsmerkmale: Euro-Banknoten sind mit zahlreichen Sicherheitsmerkmalen ausgestattet, die für das menschliche Auge und spezielle Prüfgeräte erkennbar sind, aber von Fälschern nur schwer oder gar nicht perfekt nachgeahmt werden können. Die Einführung der “Europa-Serie” (neue 5€, 10€, 20€, 50€, 100€, 200€ Scheine mit verbesserten Merkmalen) war ein wichtiger Schritt.
- Prüfgeräte: Im Handel und bei Banken kommen vermehrt technische Prüfgeräte zum Einsatz, die Falschgeld schnell und zuverlässig erkennen.
- Information und Schulung: Die Bundesbank und andere Institutionen informieren die Öffentlichkeit und insbesondere den Handel über die Sicherheitsmerkmale und geben Tipps, wie man Falschgeld erkennen kann.
- Strafverfolgung: Polizei und Zoll arbeiten national und international eng zusammen, um Fälscherlabore auszuheben und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Was können Sie tun? Prüfen Sie Ihr Geld!
Die wichtigste Waffe gegen Falschgeld sind Sie als aufmerksamer Bürger oder Händler. Sie müssen kein Experte sein, um die wichtigsten Sicherheitsmerkmale zu prüfen. Die “Fühl-Seh-Kipp-Methode” der Bundesbank ist einfach und effektiv:
- Fühlen:
- Das Papier echter Euro-Banknoten fühlt sich fest und griffig an. Es besteht aus reiner Baumwolle.
- Bei den neueren Banknoten (Europa-Serie) können Sie am linken und rechten Rand erhabene Linien fühlen. Auch die Hauptmotive, die Schrift und die große Wertzahl sind fühlbar.
- Sehen:
- Halten Sie den Schein gegen das Licht. Sie sehen das Wasserzeichen (ein Porträt der Europa oder ein Fenster/Tor), den Sicherheitsfaden (als dunkler Streifen mit Wertziffer und €-Symbol) und das Durchsichtregister (Teile der Wertzahl auf Vorder- und Rückseite ergänzen sich).
- Kippen:
- Kippen Sie den Schein. Bei den neueren Scheinen erkennen Sie im Hologramm (silbriger Streifen auf der Vorderseite) ein Porträt der Europa, ein Fenster/Tor und die Wertziffer. Bei den größeren Scheinen ab 50 Euro gibt es zusätzlich die Smaragdzahl (eine glänzende Wertziffer auf der Vorderseite unten links), deren Farbe sich beim Kippen ändert und die einen Lichtbalken auf- und abwandern lässt. Bei den älteren Scheinen (1. Serie) finden Sie eine Kippsicherheit (irisierender Streifen bei 5€, 10€, 20€ oder Farbwechsel bei 50€, 100€, 200€, 500€).
Hier ist eine Liste der wichtigsten Sicherheitsmerkmale, auf die Sie achten sollten:
- Wasserzeichen
- Sicherheitsfaden
- Hologramm/Hologramm-Streifen/Hologramm-Patch
- Smaragdzahl (Europa-Serie)
- Fühlbare/erhabene Druckfarbe
- Durchsichtregister
- Glänzender Streifen (bei kleinen Noten der 1. Serie)
- Farbwechselnde Zahl (bei großen Noten der 1. Serie)
Die Bundesbank stellt detaillierte Informationen und Bilder zu allen Sicherheitsmerkmalen auf ihrer Website bereit.
Was tun, wenn Sie Falschgeld vermuten?
Handeln Sie verantwortungsvoll! Wenn Sie den Verdacht haben, Falschgeld erhalten zu haben:
- Nehmen Sie den Schein nicht an, wenn der Verdacht bereits bei der Übergabe besteht.
- Wenn Sie den Schein angenommen haben: Geben Sie ihn auf keinen Fall weiter! Das wissentliche Weitergeben von Falschgeld ist strafbar. Sie müssen den Verlust des Falschgeldes hinnehmen, es wird nicht ersetzt.
- Benachrichtigen Sie unverzüglich die Polizei oder bringen Sie den Schein zu einer Bank oder Sparkasse, die den Schein an die Bundesbank zur Echtheitsprüfung weiterleitet.
- Versuchen Sie, sich zu merken, wer Ihnen den Schein gegeben hat und unter welchen Umständen. Diese Informationen sind für die Polizei wertvoll.
Hier sind die Schritte noch einmal als Liste:
- Verdächtigen Schein nicht annehmen, falls möglich.
- Verdächtigen Schein auf keinen Fall weiter in Umlauf bringen.
- Polizei informieren oder Schein bei Bank/Sparkasse abgeben.
- Details zur Herkunft des Scheins (falls bekannt) notieren oder merken.
Fazit: Ein überschaubares Risiko dank gemeinsamer Anstrengungen
Obwohl Falschgeld existiert und kriminelle Versuche unternommen werden, es in Umlauf zu bringen, zeigen die Zahlen der Sicherstellungen, dass das Problem im Verhältnis zur Gesamtmenge des umlaufenden Geldes gering ist. Dank der fortschrittlichen Sicherheitsmerkmale der Euro-Banknoten, der technischen Prüfverfahren im Zahlungsverkehr und der ständigen Bemühungen von Polizei, Justiz und Zentralbanken wird die Verbreitung von Falschgeld effektiv eingedämmt.
Die Wahrscheinlichkeit, mit Falschgeld in Berührung zu kommen, ist für Sie als Durchschnittsbürger relativ gering. Dennoch ist es wichtig, informiert zu sein und im Zweifel einen Schein kurz zu prüfen. Ihre Achtsamkeit trägt dazu bei, das System sicher zu halten und Fälschern das Handwerk zu legen.
FAQs zum Thema Falschgeld
Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen:
F: Wie wahrscheinlich ist es, dass ich Falschgeld erhalte? A: Die Wahrscheinlichkeit ist, verglichen mit der Menge an echtem Geld im Umlauf, sehr gering. Im Jahr 2023 gab es in Deutschland statistisch gesehen etwa 670 sichergestellte Blüten pro einer Million Einwohner. Die Wahrscheinlichkeit, irgendwann auf Falschgeld zu stoßen, ist nicht null, aber im täglichen Umgang mit Bargeld ist das Risiko überschaubar.
F: Was passiert, wenn ich unwissentlich Falschgeld annehme? A: Wenn Sie Falschgeld annehmen, erleiden Sie einen finanziellen Verlust. Weder die Bundesbank noch Ihre Hausbank sind verpflichtet, Ihnen das Falschgeld zu ersetzen. Es ist wertlos.
F: Was passiert, wenn ich versuche, Falschgeld auszugeben? A: Wenn Sie wissentlich versuchen, Falschgeld auszugeben, ist das eine Straftat und kann mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden. Wenn Sie unwissentlich Falschgeld weitergeben und dies bemerkt wird, wird die Blüte von der Polizei oder der Bank eingezogen. Sie müssen den Verlust hinnehmen. Es ist daher wichtig, verdächtige Scheine prüfen zu lassen und nicht einfach weiterzugeben.
F: Werden auch Münzen gefälscht? Welche? A: Ja, auch Euro-Münzen werden gefälscht, aber in deutlich geringerem Umfang als Banknoten. Am häufigsten betroffen sind die 2-Euro-Münze, gefolgt von der 1-Euro-Münze.
F: Sind die neueren Euro-Banknoten (Europa-Serie) besser geschützt als die alten? A: Ja, die Banknoten der Europa-Serie verfügen über verbesserte und neue Sicherheitsmerkmale, die das Fälschen erschweren sollen. Sie sind technisch moderner und bieten einen höheren Schutz.
F: Muss ich jeden Schein, den ich erhalte, prüfen? A: Es ist ratsam, sich mit den wichtigsten Sicherheitsmerkmalen vertraut zu machen und bei größeren Beträgen oder unbekannten Bezugsquellen aufmerksam zu sein und die Scheine kurz zu prüfen. Bei den meisten alltäglichen Transaktionen ist eine intensive Prüfung in der Regel nicht notwendig, aber ein kurzer “Fühl-Seh-Kipp”-Check kann zusätzlichen Schutz bieten.