Inverkehrbringen Von Falschgeld: Was Sie Wissen Müssen
Bargeld ist in Deutschland und Europa nach wie vor ein wichtiges Zahlungsmittel. Ob beim Einkaufen im Supermarkt, beim Bäcker um die Ecke oder auf dem Flohmarkt – wir kommen täglich mit Geldscheinen und Münzen in Berührung. Doch mit Bargeld geht auch ein Risiko einher: das Risiko, Falschgeld zu erhalten und, noch gravierender, dieses unwissentlich oder wissentlich weiterzugeben.
Der Begriff “Inverkehrbringen von Falschgeld” mag kompliziert klingen, beschreibt aber einen ernsten Straftatbestand, der weitreichende Folgen für Sie haben kann. In diesem Artikel erfahren Sie, was genau damit gemeint ist, welche Risiken bestehen, wie Sie sich schützen können und was zu tun ist, wenn Sie mit Falschgeld konfrontiert werden. Unser Ziel ist es, Sie umfassend zu informieren, damit Sie sicher im Umgang mit Bargeld agieren können.
Was Bedeutet “Inverkehrbringen von Falschgeld”?
Im Kern bedeutet “Inverkehrbringen von Falschgeld”, dass Sie einen Geldschein oder eine Münze, von der Sie wissen oder grob fahrlässig nicht erkennen, dass sie gefälscht ist, als echtes Zahlungsmittel verwenden oder an jemand anderen weitergeben.
Der entscheidende Punkt hierbei ist die Intentionalität oder zumindest die grobe Fahrlässigkeit bezüglich der Fälschungserkenntnis im Moment der Weitergabe.
- Wissentliches Inverkehrbringen: Dies ist der schwerwiegendste Fall. Hierbei erhalten Sie Falschgeld, erkennen dies eindeutig und geben den Schein oder die Münze dennoch bewusst an eine andere Person weiter, um sich des Falschgeldes zu entledigen oder damit etwas zu bezahlen. Sie tun dies in dem Wissen, dass die andere Person getäuscht wird und einen wertlosen Schein für echt hält.
- Unwissentliches Inverkehrbringen (Strafbarkeit): Im deutschen Recht wird das reine unwissentliche Erhalten und Weitergeben von Falschgeld oft nicht als Straftatbestand des Inverkehrbringens im Sinne von § 147 Strafgesetzbuch (StGB) gewertet, sofern Sie die Fälschung mit der gebotenen Sorgfalt nicht erkennen konnten. Allerdings ist es Ihre Pflicht, Falschgeld zu erkennen, und grobe Fahrlässigkeit kann bereits strafbar sein. Wichtiger ist jedoch: Sobald Sie die Fälschung erkennen, müssen Sie die Weitergabe unterlassen. Die spätere, bewusste Weitergabe nach der Erkenntnis fällt dann unter das wissentliche Inverkehrbringen.
Es geht also nicht nur darum, Falschgeld zu besitzen, sondern darum, es aktiv als echtes Geld in den Wirtschaftskreislauf einzuschleusen.
Warum Ist Das Inverkehrbringen von Falschgeld Eine Straftat?
Die Gründe, warum das Inverkehrbringen von Falschgeld eine Straftat ist und ernsthafte Konsequenzen hat, sind vielfältig:
- Schutz der Wirtschaft: Falschgeld untergräbt das Vertrauen in die offizielle Währung. Eine weite Verbreitung könnte die Wirtschaft destabilisieren, Inflation fördern und den Wert des echten Geldes mindern.
- Schutz der Allgemeinheit: Jeder, der Falschgeld annimmt, erleidet einen finanziellen Schaden, da der Schein oder die Münze letztlich wertlos ist und nicht von der Zentralbank erstattet wird.
- Aufrechterhaltung der Rechtssicherheit: Der Staat hat ein Interesse daran, dass der Zahlungsverkehr reibungslos und auf Basis echter Werte funktioniert.
Es handelt sich um eine Straftat, die sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen betrifft und weitreichende negative Folgen für die gesamte Gesellschaft haben kann.
Wie Sie Falschgeld Erkennen Können: Praktische Tipps
Der beste Schutz vor dem unwissentlichen Inverkehrbringen von Falschgeld ist, es gar nicht erst anzunehmen oder, falls doch geschehen, frühzeitig zu erkennen. Euro-Banknoten verfügen über eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen, die es Ihnen ermöglichen, die Echtheit mit einfachen Sinnen zu prüfen. Die Europäische Zentralbank (EZB) empfiehlt die Methode “Fühlen-Sehen-Kippen”.
Hier sind die wichtigsten Punkte, auf die Sie achten sollten:
- Fühlen:
- Das Papier: Echte Euro-Banknoten bestehen aus Baumwolle und fühlen sich griffig und fest an, nicht glatt oder wachsartig wie normales Papier.
- Der Farbaufdruck (Relief): Bestimmte Bereiche des Scheins, wie z. B. die Hauptmotive (Brücken, Tore), die Schriftzüge (“EZB”, “EURO”, die Nennwerte) und die Blindenzeichen auf der Vorderseite, sind im Stichtiefdruckverfahren aufgebracht. Diese Bereiche sind fühlbar erhaben. Fahren Sie mit den Fingern darüber – Sie sollten die erhöhte Farbe spüren.
- Sehen:
- Wasserzeichen: Halten Sie den Schein gegen das Licht. Sie sehen ein Wasserzeichen, das das Motiv (Fenster, Tor, Porträt der Europa bei der zweiten Serie) und die Wertzahl der Banknote zeigt. Das Wasserzeichen erscheint heller als der umgebende Schein und hat fließende Übergänge.
- Sicherheitsfaden: Halten Sie den Schein gegen das Licht. Sie sehen einen dunklen Faden, der in das Papier eingebettet ist. Auf diesem Faden erscheinen abwechselnd das Euro-Symbol (€) und die Wertzahl des Scheins in sehr kleiner Schrift.
- Durchsichtsregister: Halten Sie den Schein gegen das Licht. In einer Ecke auf der Vorderseite (oben links) und auf der Rückseite (oben rechts) sind unvollständige Druckbilder angebracht, die sich genau zu einer vollständigen Wertzahl ergänzen, wenn man den Schein gegen das Licht hält.
- Kippen:
- Hologramm/Folienstreifen (niedrige Nennwerte, 5-20 €): Kippen Sie den Schein. Der Folienstreifen auf der Vorderseite zeigt abwechselnd das €-Symbol bzw. das Motiv (Fenster oder Tor) und die Wertzahl der Banknote in Regenbogenfarben.
- Hologramm/Folienpatch (höhere Nennwerte, 50-200 €): Kippen Sie den Schein. Das Hologramm auf der Vorderseite zeigt ebenfalls abwechselnd das Motiv (Fenster oder Tor) und die Wertzahl in Regenbogenfarben. Bei der zweiten Serie (Europa-Serie) ist im Hologramm auch ein Satelliten-Hologramm (kleine €-Symbole, die sich um die Wertzahl bewegen) und ein Porträt der Europa zu sehen.
- Glanzstreifen (nur Rückseite, 5-20 €): Kippen Sie die Rückseite des Scheins. Ein goldfarbener Streifen erscheint, auf dem die Wertzahl und das €-Symbol zu sehen sind.
- Farbwechselnde Tinte (nur Rückseite, 50-200 €): Kippen Sie die Rückseite des Scheins. Bei der Wertzahl unten rechts wechselt die Farbe von Purpurrot zu Olivgrün oder Braun.
Für Unternehmen, die häufig Bargeld erhalten, können zusätzliche Prüfgeräte hilfreich sein, z. B. UV-Lampen (die im Papier eingebettete fluoreszierende Fasern und andere Merkmale sichtbar machen) oder spezielle Falschgeldprüfgeräte.
Was Passiert, Wenn Sie Unwissentlich Falschgeld Erhalten?
Es ist ein Ärgernis, aber wenn Sie feststellen, dass Sie einen gefälschten Geldschein in der Hand halten, den Sie zuvor unwissentlich angenommen haben, müssen Sie wissen:
- Sie können den Wert nicht ersetzt bekommen. Weder die Bank noch die Polizei oder Zentralbank tauschen das Falschgeld gegen echtes Geld um. Der Schaden ist für Sie entstanden.
- Sie dürfen das Falschgeld auf keinen Fall weitergeben. Dies wäre der Schritt, der Sie erst strafbar macht – das Inverkehrbringen.
Ihr einziger richtiger Schritt ist, das Falschgeld umgehend der Polizei oder Ihrer Bank (die es an die Polizei weiterleitet) zu übergeben. Sie sind gesetzlich verpflichtet, verdächtige oder als falsch erkannte Banknoten und Münzen abzuliefern.
Die Rechtlichen Konsequenzen des Wissentlichen Inverkehrbringens
Wenn Sie Falschgeld bewusst als echtes Geld ausgeben, begehen Sie eine Straftat nach § 147 StGB (Inverkehrbringen von Falschgeld). Die Strafen hierfür sind nicht unerheblich.
Offense Typ | Legal Basis (Germany) | Typical Penalty Range | Notes |
---|---|---|---|
Wissentliches Inverkehrbringen | § 147 Abs. 1 StGB | Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe | Gilt für das Ausgeben von Falschgeld als echt. |
Bandenmäßiges/Gewerbsmäßiges Inverkehrbringen | § 147 Abs. 2, § 146 Abs. 2 StGB | Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren | Bei organisierter Kriminalität oder zur Finanzierung anderer Taten. |
Fälschung (§ 146 StGB) | § 146 StGB | Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr | Herstellung oder Beschaffung von Falschgeld mit Vorsatz zum Inverkehrbringen. |
Hinweis: Dies ist eine vereinfachte Darstellung. Die genaue Strafe hängt vom Einzelfall ab (Menge des Falschgeldes, individuelle Umstände, Vorstrafen etc.).
Sie sehen, dass das bewusste Inverkehrbringen von Falschgeld keine Bagatelle ist. Es kann zu empfindlichen Geldstrafen oder sogar zu mehrjährigen Freiheitsstrafen führen.
So Schützen Sie Sich und Ihr Geschäft
Vigilanz ist der Schlüssel. Hier sind einige Maßnahmen, die Sie ergreifen können:
- Seien Sie aufmerksam: Prüfen Sie Bargeld, das Sie erhalten, insbesondere bei höheren Beträgen oder in Situationen, in denen Sie misstrauisch sind.
- Wenden Sie die “Fühlen-Sehen-Kippen” Methode an: Machen Sie sich mit den Sicherheitsmerkmalen der Euro-Banknoten vertraut und prüfen Sie diese regelmäßig.
- Nutzen Sie Prüfgeräte (als Geschäft): Investieren Sie in geeignete Falschgeldprüfungsgeräte, wie UV-Lampen oder automatische Prüfgeräte, die Banknoten auf Echtheit testen.
- Schulen Sie Ihre Mitarbeiter (als Geschäft): Stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeiter, die Bargeld annehmen, wissen, wie Falschgeld erkannt wird und wie sie im Verdachtsfall reagieren müssen.
- Legen Sie klare Verfahren fest (als Geschäft): Haben Sie interne Richtlinien, wie mit verdächtigem Bargeld umzugehen ist.
Was Tun Im Verdachtsfall? Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung
Wenn Sie einen Geldschein oder eine Münze erhalten und den Verdacht haben, dass es sich um Falschgeld handelt, ist schnelles und korrektes Handeln wichtig.
- Nehmen Sie den Schein/die Münze nicht an, wenn möglich. Wenn Sie bereits im Moment der Übergabe misstrauisch sind, verweigern Sie die Annahme freundlich und fordern Sie ein anderes Zahlungsmittel.
- Geben Sie den verdächtigen Schein/die Münze nicht zurück. Lassen Sie die Person, die Ihnen den Schein gegeben hat, nicht einfach damit weggehen. Versuchen Sie, den Schein unter Vorwänden (Prüfung, Rückgeld holen) einzubehalten, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.
- Verwahren Sie den verdächtigen Schein/die Münze getrennt. Mischen Sie ihn nicht mit echtem Geld, um eine Verwechslung zu vermeiden. Verwenden Sie z. B. einen Umschlag.
- Prägen Sie sich Details ein. Notieren Sie sich, von wem Sie den Schein erhalten haben (Aussehen der Person, Fahrzeug, ggf. Kennzeichen) und unter welchen Umständen (Ort, Datum, Uhrzeit).
- Informieren Sie umgehend die Polizei. Gehen Sie zur nächsten Polizeidienststelle oder rufen Sie den Notruf an. Schildern Sie den Sachverhalt. Die Polizei wird das Falschgeld sicherstellen und die Ermittlungen aufnehmen.
- Machen Sie keine eigenen Nachforschungen. Überlassen Sie die weiteren Schritte den Strafverfolgungsbehörden.
FAQs – Häufig Gestellte Fragen
- Kann ich Falschgeld behalten? Nein. Sie sind gesetzlich verpflichtet, Falschgeld bei der Polizei oder einer Bank abzuliefern. Das Behalten oder sogar Sammeln ist illegal.
- Bekomme ich mein Geld zurück, wenn ich Falschgeld unwissentlich angenommen habe? Leider nein. Der Schaden liegt bei demjenigen, der das Falschgeld zum Schluss in der Hand hat und es erkennt. Es gibt keinen Anspruch auf Ersatz gegen den Staat, die Zentralbank oder Ihre Bank.
- Was passiert, wenn mir die Bank Falschgeld herausgibt? Dies sollte nicht passieren, da Banken Bargeld prüfen müssen. Falls es doch vorkommt und Sie es kurz danach bemerken, gehen Sie sofort zurück zur Bankfiliale. Es kann schwierig sein zu beweisen, dass Sie den Schein von genau dieser Bank in diesem Zustand erhalten haben. Die Bank wird den Fall prüfen und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen, hat aber auch keinen rechtlichen Anspruch, Ihnen Ersatz zu leisten, wenn sie den Schein nicht als von ihr ausgegeben anerkennt. Dokumentieren Sie den Vorfall genau.
- Muss ich die Echtheit jedes Scheins, den ich erhalte, prüfen? Als Privatperson sind Sie nicht gesetzlich verpflichtet, jeden Schein akribisch nach allen Merkmalen zu prüfen. Die Gerichte gehen jedoch von einer “verkehrsüblichen Sorgfalt” aus. Das bedeutet, Sie sollten die grundlegenden, einfach zu prüfenden Merkmale (Fühlen, Sehen im Gegenlicht) kennen und anwenden, insbesondere bei größeren Scheinen oder in verdächtigen Situationen. Geschäfte und Personen, die beruflich mit viel Bargeld hantieren, haben eine erhöhte Sorgfaltspflicht.
Fazit
Das Inverkehrbringen von Falschgeld ist eine ernstzunehmende Straftat, die nicht nur die Wirtschaft, sondern auch jeden Einzelnen schädigen kann. Indem Sie sich mit den Sicherheitsmerkmalen des Euro vertraut machen, stets aufmerksam sind und im Verdachtsfall korrekt handeln – nämlich das Falschgeld umgehend den Behörden übergeben und keinesfalls weitergeben – schützen Sie sich selbst vor rechtlichen Konsequenzen und tragen zur Bekämpfung der Falschgeldkriminalität bei. Bleiben Sie wachsam im Umgang mit Bargeld!