Falschgeld Bekommen: Ein Leitfaden für den Umgang mit verdächtigen Banknoten
Es ist eine alltägliche Situation: Sie tätigen einen Einkauf, bekommen Wechselgeld oder erhalten Bargeld aus einer anderen Quelle. In den allermeisten Fällen handelt es sich um echtes Geld. Doch was, wenn Sie plötzlich eine Banknote in den Händen halten, bei der Sie ein mulmiges Gefühl haben? Was, wenn Sie vermuten, Falschgeld bekommen zu haben?
Die gute Nachricht ist: In Deutschland und Europa ist die Wahrscheinlichkeit, mit Falschgeld in Berührung zu kommen, im Vergleich zu vielen anderen Regionen der Welt relativ gering. Dennoch zirkuliert Falschgeld, und es kann jeden treffen – ob im Einzelhandel, auf dem Flohmarkt, beim privaten Verkauf oder einfach beim Geldwechsel.
Dieser Artikel soll Ihnen helfen, verdächtige Banknoten zu erkennen und vor allem zu wissen, wie Sie reagieren müssen, wenn Sie den Verdacht haben, Falschgeld erhalten zu haben. Denn das Wichtigste ist: Falschgeld nicht wissentlich weiterzugeben.
Was ist Falschgeld und warum ist es ein Problem?
Falschgeld, auch Blüten genannt, ist illegal reproduziertes Geld, das so wirken soll, als handele es sich um echtes, gesetzliches Zahlungsmittel. Es hat keinen Wert und wird von keiner Zentralbank oder einem Kreditinstitut anerkannt.
Das Problem mit Falschgeld ist vielfältig:
- Wertverlust: Wenn Sie Falschgeld erhalten, verlieren Sie den entsprechenden Geldwert. Sie werden dafür nicht entschädigt.
- Wirtschaftlicher Schaden: Die Zirkulation von Falschgeld kann das Vertrauen in eine Währung untergraben und die Wirtschaft schädigen.
- Strafbarkeit: Wissentliches Weitergeben von Falschgeld ist eine Straftat und wird mit erheblichen Strafen geahndet.
Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Sie wachsam sind und wissen, wie Sie sich verhalten müssen, wenn Sie auf Falschgeld stoßen.
Wie erkennen Sie verdächtige Banknoten? Die “Fühlen-Sehen-Kippen”-Methode
Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Deutsche Bundesbank empfehlen die einfache und effektive “Fühlen-Sehen-Kippen”-Methode, um die wichtigsten Sicherheitsmerkmale von Euro-Banknoten zu überprüfen. Fälschungen gelingt es selten, alle Sicherheitsmerkmale perfekt zu imitieren. Oft verraten sich Fälschungen durch das Fehlen oder die schlechte Nachahmung nur eines oder weniger Merkmale.
Nehmen Sie sich, wenn Sie eine Banknote erhalten, einen Moment Zeit und prüfen Sie sie sorgfältig. Konzentrieren Sie sich auf diese drei Schritte:
- Fühlen: Tasten Sie die Banknote ab.
- Das Papier: Echtes Euro-Banknotenpapier besteht aus reiner Baumwolle und fühlt sich fest und griffig an. Es ist kein normales Papier, wie Sie es beispielsweise für Kopien verwenden. Es knistert charakteristisch.
- Der Reliefdruck: Bestimmte Teile der Banknote sind im Tiefdruckverfahren hergestellt, was bedeutet, dass die Farbe dicker aufgetragen ist und sich vom Untergrund abhebt. Dazu gehören die Abkürzung der Europäischen Zentralbank (EZB), die großen Wertzahlen und die Hauptmotive (Tore/Fenster und Brücken). Fahren Sie vorsichtig mit dem Finger darüber – bei echten Banknoten können Sie die erhabene Farbe spüren.
- Sehen: Halten Sie die Banknote gegen das Licht.
- Das Wasserzeichen: Im unbedruckten Bereich der Banknote erscheint im Gegenlicht ein Bild (Porträt, Motiv) und die Wertzahl. Dies wird durch unterschiedliche Papierstärken erzeugt und ist bei Fälschungen oft nur aufgedruckt und daher weniger plastisch oder gar nicht vorhanden.
- Der Sicherheitsfaden: Ein dunkler Faden ist in das Papier eingebettet. Im Gegenlicht erkennen Sie darauf die Wertzahl und das Symbol der Euro-Währung (€).
- Die Durchsichtszahl: In der oberen Ecke der Banknote sind auf Vorder- und Rückseite Teile der Wertzahl gedruckt. Wenn Sie die Banknote gegen das Licht halten, fügen sich diese unvollständigen Ziffern zur kompletten Wertzahl zusammen.
- Kippen: Beobachten Sie die Veränderungen, wenn Sie die Banknote leicht schräg halten.
- Das Hologramm: Auf der Vorderseite befindet sich ein Hologramm (entweder als Streifen bei kleineren Scheinen oder als Patch bei größeren Scheinen). Wenn Sie die Banknote kippen, wechseln die Bilder im Hologramm (z.B. das Euro-Symbol, die Wertzahl, das Motiv). Bei den Scheinen der Europa-Serie ist im Hologramm-Streifen auch ein Porträt der Figur Europa zu sehen.
- Die glänzende Zahl (Bei älteren Scheinen der ersten Serie – ES1): Auf der Rückseite der Banknoten über 5 € und bis 200 € der ersten Serie befindet sich ein heller Streifen mit der Wertzahl, der beim Kippen golden glänzt (perlglänzender Streifen).
- Die Smaragdzahl (Bei Scheinen der Europa-Serie – ES2): Bei den Banknoten der Europa-Serie (5 € bis 200 €) befindet sich auf der Vorderseite links unten die Wertzahl, die beim Kippen smaragdgrün leuchtet und einen Lichtbalken zeigt, der sich auf und ab bewegt (Rollbalkeneffekt).
Zusätzlich gibt es viele weitere Merkmale, die Banken und Strafverfolgungsbehörden prüfen, z.B. Mikroschrift, UV-Merkmale oder Infrarot-Merkmale. Für Sie als Verbraucher sind die genannten Fühlen-Sehen-Kippen-Merkmale die wichtigsten und am einfachsten zu prüfenden.
Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Prüfschritte:
Schritt | Überprüfung | Erkennbares Merkmal bei echten Euro-Banknoten |
---|---|---|
Fühlen | Papierbeschaffenheit | Festes, griffiges Baumwollpapier, knistert leicht |
Reliefdruck (Tiefdruck) | Fühlbar erhabene Farbe bei Hauptmotiv, großen Wertzahlen, Abkürzung EZB | |
Sehen | Banknote gegen das Licht halten | Wasserzeichen (Porträt/Motiv/Wertzahl); Sicherheitsfaden (dunkler Strich mit € und Wertzahl); Durchsichtszahl (Ziffern werden komplett) |
Kippen | Banknote leicht schräg halten | Hologramm (ändert Bild/Farbe); Perlglänzender Streifen (ES1<200€, golden glänzend); Smaragdzahl (ES2, ändert Farbe grün/blau, Rollbalken) |
Was tun, wenn Sie verdächtige Banknoten erhalten haben? Die richtigen Schritte
Der Moment des Verdachts ist da. Sie halten eine Banknote in der Hand, die sich komisch anfühlt, das Wasserzeichen fehlt oder das Hologramm ändert sein Bild nicht richtig. Was jetzt?
Es ist absolut entscheidend, dass Sie in dieser Situation korrekt reagieren, um sich nicht selbst strafbar zu machen und die Fälschung aus dem Verkehr zu ziehen.
Hier sind die Schritte, die Sie befolgen sollten:
- Akzeptieren Sie die Banknote nicht, wenn Sie im Moment der Übergabe Verdacht schöpfen: Wenn Ihnen beim Erhalt einer Banknote (z.B. als Wechselgeld) sofort etwas verdächtig vorkommt, prüfen Sie sie direkt. Wenn Ihr Verdacht sich erhärtet, weisen Sie die Banknote zurück und bitten Sie um eine andere. Seien Sie dabei höflich, aber bestimmt.
- Geben Sie die verdächtige Banknote NIEMALS wissentlich weiter: Dies ist der wichtigste Punkt. Das bewusste Inverkehrbringen von Falschgeld ist eine Straftat und wird mit Freiheitsstrafe bestraft. Wenn Sie den Verdacht haben oder sicher sind, dass es sich um Falschgeld handelt, dürfen Sie es nicht verwenden, um etwas zu bezahlen, es wechseln zu lassen oder es jemand anderem zu geben (es sei denn, die Polizei oder Bank).
- Halten Sie die verdächtige Banknote getrennt von echtem Geld: Mischen Sie die verdächtige Note nicht mit Ihrem restlichen Bargeld. Legen Sie sie separat weg, um Verwechslungen zu vermeiden.
- Notieren Sie sich, wann, wo und von wem Sie die Banknote erhalten haben: Versuchen Sie, sich möglichst viele Details zu merken: Datum, Uhrzeit, Ort des Erhalts, die Situation, bei der Sie das Geld bekommen haben (z.B. welcher Laden, welcher Verkäufer, welcher private Kontakt), vielleicht sogar eine kurze Beschreibung der Person, die Ihnen das Geld gegeben hat. Diese Informationen sind für die Ermittlungsbehörden sehr wichtig.
- Informieren Sie sofort die Polizei oder Ihre Bank: Setzen Sie sich umgehend mit der nächstgelegenen Polizeidienststelle oder Ihrer Hausbank in Verbindung. Schildern Sie Ihren Verdacht und geben Sie an, wann und wo Sie die Banknote erhalten haben.
- Übergeben Sie die verdächtige Banknote den zuständigen Stellen: Händigen Sie die verdächtige Banknote der Polizei oder Ihrer Bank aus. Dort wird man die Banknote in der Regel einbehalten und an die Deutsche Bundesbank zur Untersuchung weiterleiten. Möglicherweise müssen Sie ein Formular ausfüllen, in dem Sie die Details zum Erhalt der Banknote angeben.
- Verstehen Sie, dass Sie für den Wert der Banknote nicht entschädigt werden: Handelt es sich tatsächlich um Falschgeld, haben Sie Pech gehabt. Sie erhalten für die abgegebene Banknote keinen Gegenwert ausgezahlt. Das mag ärgerlich sein, aber es ist der Preis dafür, die Fälschung aus dem Verkehr zu ziehen und sich selbst rechtlich abzusichern.
Die rechtlichen Konsequenzen beim Weitergeben von Falschgeld
Wie bereits erwähnt, ist das wissentliche Inverkehrbringen von Falschgeld strafbar. Laut § 36 des Gesetzes über die Deutsche Bundesbank (BBankG) und den Vorschriften des Strafgesetzbuches (StGB) kann dies mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe geahndet werden.
Es spielt keine Rolle, ob Sie das Falschgeld selbst hergestellt haben oder es nur wissentlich weitergeben. Die Strafbarkeit liegt im bewussten Gebrauch als echtes Zahlungsmittel. Daher ist es absolut unerlässlich, dass Sie die oben genannten Schritte befolgen und verdächtige Banknoten den Behörden übergeben.
Vorbeugung: Minimieren Sie das Risiko
Obwohl Sie nie eine 100%ige Garantie haben können, Falschgeld zu vermeiden, können Sie das Risiko minimieren, indem Sie einige grundlegende Verhaltensweisen beachten:
- Seien Sie aufmerksam: Nehmen Sie sich besonders bei größeren Banknoten (50€, 100€, 200€) einen Moment Zeit, um die oben genannten Sicherheitsmerkmale zu prüfen. Auch wenn es nur wenige Sekunden dauert, kann es Sie vor Verlusten schützen.
- Prüfen Sie besonders in risikoreichen Situationen: Seien Sie bei privaten Verkäufen, auf Flohmärkten oder in Situationen, die hektisch wirken oder in denen Sie von der Herkunft des Geldes nicht sicher sind, besonders vorsichtig.
- Nutzen Sie offizielle Wechselstuben oder Banken: Wenn Sie Geld tauschen müssen, tun Sie dies bei seriösen und offiziellen Institutionen.
- Nutzen Sie bargeldlose Zahlungen: Überall dort, wo Sie bargeldlos zahlen können, eliminieren Sie das Risiko, Falschgeld zu erhalten.
Zusammenfassung
Der Erhalt von Falschgeld ist unangenehm und mit finanziellem Verlust verbunden. Doch Panik ist fehl am Platz. Wichtig ist, dass Sie wissen, wie Sie verdächtige Banknoten erkennen und vor allem, wie Sie korrekt darauf reagieren.
Die “Fühlen-Sehen-Kippen”-Methode ist Ihr wichtigstes Werkzeug zur Identifizierung. Üben Sie diese Prüfungsmethode, bis sie Ihnen in Fleisch und Blut übergeht.
Sollten Sie trotz aller Vorsicht eine verdächtige Banknote erhalten, denken Sie daran:
- Geben Sie sie niemals wissentlich weiter – das ist illegal.
- Trennen Sie sie von Ihrem echten Geld.
- Notieren Sie sich alle relevanten Informationen zur Herkunft.
- Informieren Sie umgehend Polizei oder Bank und übergeben Sie die Banknote.
Auch wenn Sie den Wert der Banknote verlieren, leisten Sie damit einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Falschgeldkriminalität und schützen sich selbst vor rechtlichen Konsequenzen. Seien Sie aufmerksam und sicher im Umgang mit Ihrem Bargeld.
FAQs: Häufig gestellte Fragen zum Thema Falschgeld
Hier finden Sie Antworten auf einige gängige Fragen rund um das Thema Falschgeld:
- F: Bekomme ich den Gegenwert einer Falschgeldnote ersetzt, wenn ich sie abgebe?
- A: Nein. Wenn die Banknote als Fälschung eingestuft wird, hat sie keinen Wert und Sie erhalten dafür keinen Ersatz. Dies ist ärgerlich, aber notwendig, um Falschgeld aus dem Verkehr zu ziehen.
- F: Was passiert mit den Falschgeldnoten, die ich bei der Polizei oder Bank abgebe?
- A: Die verdächtigen Noten werden an die Deutsche Bundesbank geschickt, dort geprüft und, wenn es sich um Falschgeld handelt, vernichtet. Sie dienen auch als Material für die Analysen der Falschgeldexperten.
- F: Ist Falschgeld ein großes Problem in Deutschland?
- A: Im Vergleich zu vielen anderen Ländern ist das Risiko in Deutschland (und der Eurozone insgesamt) relativ gering. Allerdings werden jedes Jahr zehntausende falsche Euro-Banknoten aus dem Verkehr gezogen, was zeigt, dass das Problem existiert und ständige Wachsamkeit erforderlich ist.
- F: Was passiert, wenn ich aus Versehen, unwissentlich, Falschgeld weitergebe?
- A: Wenn Sie nicht wussten, dass es sich um Falschgeld handelt, haben Sie sich nicht strafbar gemacht. Allerdings wird die Banknote, sobald sie als Fälschung erkannt wird (z.B. bei der Einzahlung bei der Bank), einbehalten, und Sie erhalten dafür keinen Ersatz. Es ist oft schwierig nachzuweisen, dass Sie unwissentlich gehandelt haben, daher ist es am besten, wenn möglich, den Verdacht zu äußern und die Banknote selbst den Behörden zu übergeben.
- F: Werden auch Euro-Münzen gefälscht?
- A: Ja, auch Euro-Münzen werden gefälscht, aber in deutlich geringerem Umfang als Banknoten. Auch hier gibt es Sicherheitsmerkmale, die Sie prüfen können (z.B. der Klang beim Herunterfallen, das Relief, der Rand).
- F: Sind die älteren Euro-Banknoten der ersten Serie (ES1) noch gültig?
- A: Ja, die Banknoten der ersten Serie sind weiterhin unbegrenzt gültiges Zahlungsmittel und werden erst nach und nach durch die neuere Europa-Serie (ES2) ersetzt. Die Sicherheitsmerkmale sind ähnlich, aber nicht identisch – achten Sie auf die spezifischen Merkmale der jeweiligen Serie.