Woran Erkenne Ich Falschgeld? Ein Leitfaden zum Schutz vor Blüten
In einer Welt, in der Bargeld immer noch eine wichtige Rolle spielt, ist die Gefahr, mit Falschgeld in Berührung zu kommen, real. Ob Sie ein Geschäft betreiben, auf einem Flohmarkt verkaufen oder einfach nur Wechselgeld erhalten – jeder kann unwissentlich eine “Blüte” (so nennt man Falschgeld im Volksmund) in die Hände bekommen. Falschgeld verursacht nicht nur finanzielle Verluste für die Person, die es annimmt, sondern es darf auch nicht weitergegeben werden, da dies eine Straftat ist. Das bedeutet, dass Sie auf dem Schaden sitzen bleiben.
Aber keine Sorge: Die Erkennung von Falschgeld ist keine Geheimwissenschaft. Banknoten, insbesondere die des Euro, sind mit zahlreichen Sicherheitsmerkmalen ausgestattet, die Fälschern das Leben schwer machen sollen. Mit ein wenig Wissen und Achtsamkeit können Sie sich wirksam schützen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie die häufigsten Sicherheitsmerkmale prüfen und Falschgeld erkennen können.
Warum ist es wichtig, Falschgeld zu erkennen?
Der offensichtlichste Grund ist der finanzielle Verlust. Eine gefälschte Banknote ist wertlos. Wenn Sie sie annehmen, haben Sie den Betrag verloren. Schlimmer noch: Wenn Sie Falschgeld erkennen, dürfen Sie es unter keinen Umständen weitergeben. Das Weitergeben von Falschgeld ist strafbar, selbst wenn Sie es unwissentlich erhalten haben. Sie müssen es stattdessen der Polizei oder Ihrer Bank melden.
Deshalb ist es unerlässlich, dass Sie lernen, echte Geldscheine von Fälschungen zu unterscheiden, bevor Sie sie annehmen. Ein kurzer, kritischer Blick und Griff kann Ihnen viel Ärger ersparen.
Die Grundprinzipien: Fühlen, Sehen, Kippen
Die europäische Zentralbank (EZB) und die nationalen Zentralbanken empfehlen eine einfache Methode zur Überprüfung von Banknoten, die auf drei Schritten basiert:
- Fühlen: Wie fühlt sich das Papier an? Gibt es erhabene Stellen?
- Sehen: Halten Sie den Schein gegen Licht. Welche Merkmale werden sichtbar?
- Kippen: Bewegen Sie den Schein hin und her. Ändern sich Farben oder Bilder?
Diese drei Schritte ermöglichen es Ihnen, die wichtigsten Sicherheitsmerkmale zu prüfen, die Fälscher nur schwer oder gar nicht perfekt nachahmen können.
Detaillierte Prüfung am Beispiel der Euro-Banknoten
Die Euro-Banknoten der ersten Serie (ES1) und der neueren Europa-Serie (ES2) haben unterschiedliche, aber gleichermaßen wirksame Sicherheitsmerkmale. Die Europa-Serie wurde schrittweise von 2013 bis 2019 eingeführt und ist nun die gebräuchlichere Serie. Es ist hilfreich, die Merkmale beider Serien zu kennen, da noch viele Banknoten der ersten Serie im Umlauf sind. Konzentrieren wir uns zunächst auf die Europa-Serie, da sie die modernsten Merkmale aufweist.
1. Fühlen Sie die Banknote:
Echte Euro-Banknoten bestehen aus reiner Baumwolle. Dieses Material verleiht ihnen eine besondere Festigkeit und Griffigkeit, die sich von gewöhnlichem Papier abhebt. Neuwertige Scheine sind fühlbar fest und griffig, nicht lappig oder glatt wie normales Druckerpapier. Auch ältere, gebrauchte Scheine behalten eine spezifische Struktur.
- Papierbeschaffenheit: Nehmen Sie den Schein in die Hand und fühlen Sie das Papier. Ist es ungewöhnlich glatt, dünn oder dick? Riecht es nach Druckfarbe? Echte Scheine haben einen spezifischen Geruch, der aber schwer zu beschreiben und auf Fälschungen ebenfalls vorhanden sein könnte. Das Gefühl des Papiers ist ein besserer Indikator. Es sollte sich fest und leicht rau anfühlen.
- Erhabener Druck (Relief): Bestimmte Bereiche auf echten Banknoten fühlen sich erhaben an. Dies liegt am speziellen Tiefdruckverfahren, das für bestimmte Elemente verwendet wird. Fahren Sie mit den Fingerspitzen (oder dem Fingernagel) über diese Stellen:
- Die Initialen der Europäischen Zentralbank (EZB): Sie finden sie in fünf oder zehn Sprachen (je nach Serie und Nennwert) in der oberen linken Ecke auf der Vorderseite.
- Die großen Wertzahlen (Nennwert) auf der Vorderseite.
- Das Hauptmotiv (Gebäude/Brücke) und die architektonischen Elemente.
- Bei Scheinen der Europa-Serie gibt es zusätzlich taktile Streifen am linken und rechten Rand (kurze, erhabene Linien auf den 20-, 50-, 100- und 200-Euro-Scheinen, für sehbehinderte Menschen). Fühlen Sie diese!
Fälscher können diesen erhabenen Druck oft nicht so präzise nachahmen, er wirkt flacher, weniger deutlich oder ist gar nicht vorhanden.
2. Sehen Sie sich die Banknote an (gegen Licht):
Halten Sie die Banknote gegen eine Lichtquelle. Mehrere wichtige Sicherheitsmerkmale werden erst jetzt sichtbar:
- Wasserzeichen: Es erscheint als Schattenbild im unbedruckten Bereich des Scheins. Bei der Europa-Serie sehen Sie das Porträt der mythologischen Figur Europa, den Nennwert und das Hauptmotiv. Bei der ersten Serie sehen Sie das Hauptmotiv, den Nennwert und ein Fenster. Das Wasserzeichen ist im echten Schein gestuft – es gibt hellere und dunklere Bereiche, die ein richtiges Bild ergeben. Bei Fälschungen ist es oft nur aufgedruckt oder wirkt sehr flach und unnatürlich.
- Sicherheitsfaden: Ein dunkler Faden ist im Papier eingebettet (nicht aufgedruckt!) und wird als durchgehende Linie sichtbar, wenn Sie den Schein gegen Licht halten. Bei echten Euro-Banknoten (beider Serien) sehen Sie auf dem Faden das Euro-Symbol (€) und den Nennwert in sehr kleiner Schrift (Mikroschrift). Diese Schrift ist bei Fälschungen oft verschwommen oder fehlt ganz.
- Durchsichtregister: Auf der Vorderseite (links oben) und der Rückseite (rechts oben) des Scheins sind Teile einer Zahl aufgedruckt. Wenn Sie den Schein gegen Licht halten, ergänzen sich die Teilstücke auf Vorder- und Rückseite zu einer vollständigen, perfekt passenden Wertzahl (dem Nennwert des Scheins). Bei Fälschungen passen diese Teilstücke oft nicht exakt zueinander.
- Porträt-Fenster (nur Europa-Serie): Halten Sie Scheine der Europa-Serie (20€, 50€, 100€, 200€) gegen Licht. Das Hologramm am Rand wird durchsichtig und zeigt ein Porträt der Europa, das auf beiden Seiten des Scheins sichtbar ist. Dies ist ein sehr schwer zu fälschendes Merkmal.
3. Kippen Sie die Banknote:
Bewegen Sie die Banknote unter normalem Licht hin und her. Mehrere dynamische Merkmale werden sichtbar:
- Hologramm/Folienelement: Dies ist ein glänzender Streifen oder Fleck (Patch) auf der Vorderseite des Scheins.
- Europa-Serie: Kippen Sie den Schein, und auf dem Hologramm-Streifen (kleinere Nennwerte) oder dem Patch (höhere Nennwerte) sehen Sie das Porträt der Europa, das Hauptmotiv und den Nennwert, die sich abwechseln und bewegen. Bei den 100€ und 200€ Scheinen der Europa-Serie gibt es zusätzliche Elemente wie das €-Symbol. Das Hologramm ist sehr detailreich und zeigt lebendige Farbwechsel und Bewegungseffekte.
- Erste Serie: Kippen Sie den Schein, und auf dem Hologramm-Streifen sehen Sie das €-Symbol und den Nennwert. Auf dem Patch (ab 50€) sehen Sie das Hauptmotiv und den Nennwert. Fälschungen haben oft nur einen einfachen, statischen Gold- oder Silberaufdruck, der sich beim Kippen nicht verändert oder die Effekte sind sehr grob und undeutlich.
- Smaragdzahl (nur Europa-Serie): Auf der Rückseite der Europa-Serie-Scheine (unten links) ist der Nennwert aufgedruckt. Wenn Sie den Schein kippen, ändert diese Zahl ihre Farbe von Smaragdgrün zu Tiefblau (oder umgekehrt). Zusätzlich bewegt sich ein heller Lichtbalken auf der Zahl auf und ab. Dies ist ein weiteres sehr fälschungssicheres Merkmal.
- Glanzstreifen (nur erste Serie, 5€, 10€, 20€): Auf der Rückseite der kleineren Nennwerte der ersten Serie befindet sich ein glänzender, goldener Streifen. Wenn Sie den Schein kippen, wird auf diesem Streifen der Nennwert und das Euro-Symbol sichtbar. Bei Fälschungen ist dieser Streifen oft matt oder zeigt keine klaren Symbole.
- Farbwechselnde Tinte (nur erste Serie, 50€, 100€, 200€, 500€): Auf der Rückseite der höheren Nennwerte der ersten Serie ändert die große Wertzahl ihre Farbe von Purpur zu Olivgrün oder Braun, wenn Sie den Schein kippen.
Weitere Merkmale (für nähere Prüfung):
- Mikroschrift: Unter einer Lupe können Sie in bestimmten Bereichen des Scheins (z.B. im Schriftzug “EURO” oder “ECB”) winzige, gestochen scharfe Buchstaben erkennen. Bei Fälschungen ist die Mikroschrift oft verschwommen oder nicht lesbar.
- UV-Merkmale: Unter UV-Licht leuchten bestimmte Teile des Scheins. Auf echten Euro-Banknoten leuchten unter anderem die Sterne auf der Vorderseite, kleine Kreise und bestimmte Fasern im Papier in verschiedenen Farben (rot, blau, grün). Die europäische Flagge auf der Vorderseite leuchtet grün, die Unterschrift des EZB-Präsidenten leuchtet grün. Auf der Rückseite leuchten die Karte Europas und die Brückenmotive gelb oder orange. Fälscher scheitern oft daran, diese komplexen UV-Merkmale korrekt nachzubilden.
Zusammenfassende Tabelle der wichtigsten Merkmale am Beispiel der Euro-Banknoten (Europa-Serie)
Methode | Merkmal | Beschreibung / Was Sie sehen/fühlen |
---|---|---|
Fühlen | Papierqualität | Festes, griffiges Papier aus reiner Baumwolle; nicht lappig wie gewöhnliches Papier. |
Fühlen | Erhabener Druck | Große Wertzahl, Hauptmotiv, Initialen EZB, taktile Streifen (ab 20€) fühlen sich unter den Fingerspitzen erhaben an. |
Sehen | Wasserzeichen | Gegen Licht: Porträt Europa, Nennwert, Motiv im unbedruckten Bereich sichtbar; gestufte Helligkeit. |
Sehen | Sicherheitsfaden | Gegen Licht: Dunkler Faden wird als durchgehende Linie sichtbar; zeigt €-Symbol und Nennwert in Mikroschrift. |
Sehen | Durchsichtregister | Gegen Licht: Teilstücke auf Vorder- und Rückseite fügen sich zu einer exakten Nennwert-Zahl zusammen. |
Sehen | Porträt-Fenster | Gegen Licht: Transparenter Bereich im Hologramm-Streifen/Patch zeigt Porträt der Europa (ab 20€), beidseitig sichtbar. |
Kippen | Hologramm/Patch | Kippen: Auf dem glänzenden Element wechseln sich Porträt, Motiv, Nennwert ab; zeigt Bewegungseffekte und Farbwechsel (ab 50€ Patch). |
Kippen | Smaragdzahl | Kippen: Große Wertzahl unten links ändert Farbe (Grün <-> Blau) und zeigt einen Lichtbalken, der sich bewegt. |
(Hinweis: Die Merkmale der ersten Serie weichen ab, z.B. Glanzstreifen statt Smaragdzahl bei kleinen Werten, andere Hologramm-Effekte und farbwechselnde Tinte bei hohen Werten).
Was tun, wenn Sie Falschgeld vermuten?
Wenn Sie den Verdacht haben, einen gefälschten Geldschein in Händen zu halten, ist es wichtig, richtig zu handeln:
- Nehmen Sie den Schein möglichst nicht an: Wenn Sie im Begriff sind, einen verdächtigen Schein anzunehmen (z.B. als Wechselgeld), lehnen Sie ihn höflich ab und bitten Sie um einen anderen Schein. Begründen Sie dies, falls nötig, mit Ihrem Verdacht. Gehen Sie aber kein Risiko ein, wenn die Situation bedrohlich wirkt.
- Geben Sie den Schein auf keinen Fall weiter: Das Weitergeben von Falschgeld ist eine Straftat (§36 Abs. 1 Nr. 1 des Bundesbankgesetzes). Auch wenn Sie es unwissentlich erhalten haben, dürfen Sie es nicht wissentlich in Umlauf bringen.
- Benachrichtigen Sie die Polizei oder Ihre Bank: Übergabe Sie den verdächtigen Schein umgehend der Polizei oder bringen Sie ihn zu einer Bank (Filiale Ihrer Bank oder Bundesbank). Melden Sie den Vorfall.
- Notieren Sie sich Details: Wenn möglich, versuchen Sie sich zu erinnern oder notieren Sie sich, von wem Sie den Schein erhalten haben, wann und wo dies geschah. Diese Informationen können für die Ermittlungsbehörden sehr wertvoll sein.
- Behandeln Sie den Schein vorsichtig: Fassen Sie ihn möglichst wenig an, um Fingerabdrücke nicht zu verwischen. Lagern Sie ihn getrennt von echtem Geld.
Präventions-Tipps im Alltag:
- Seien Sie aufmerksam: Besonders in hektischen Situationen, bei schlechten Lichtverhältnissen oder wenn Ihnen ein ungewöhnlich großer Schein für einen kleinen Betrag gegeben wird, sollten Sie hellhörig werden.
- Prüfen Sie mehr als ein Merkmal: Verlassen Sie sich nicht nur auf ein einziges Merkmal, sondern prüfen Sie immer mehrere (Fühlen, Sehen, Kippen). Oft sind Fälschungen bei manchen Merkmalen besser, bei anderen wiederum schlechter gemacht.
- Üben Sie das Prüfen: Nehmen Sie sich ab und zu einen echten Geldschein vor und üben Sie das Fühlen, Sehen und Kippen. Prägen Sie sich ein, wie sich ein echter Schein anfühlt und welche Merkmale er zeigt. Je vertrauter Sie mit echtem Geld sind, desto schneller erkennen Sie Unterschiede.
- Nutzen Sie Hilfsmittel (falls verfügbar): Wenn Sie häufig mit Bargeld umgehen (z.B. im Geschäft), kann die Anschaffung eines Geldprüfstiftes (reagiert auf chemische Bestandteile im Papier, aber nicht 100% sicher) oder einer UV-Lampe (prüft die UV-Merkmale) sinnvoll sein. Am sichersten sind professionelle Prüfgeräte, die mehrere Merkmale gleichzeitig scannen. Für den privaten Gebrauch reichen aber oft die manuellen Prüfmethoden aus.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
- Können Banken jegliches Falschgeld erkennen? Ja, Banken und insbesondere die Zentralbanken nutzen hochentwickelte Prüfmaschinen, die auch sehr gute Fälschungen erkennen können. Deshalb ist die Meldung bei der Bank oder Polizei der richtige Weg.
- Was passiert, wenn ich unwissentlich Falschgeld benutzt habe? Wenn Sie Falschgeld unwissentlich weitergeben, machen Sie sich streng genommen strafbar, auch wenn die Staatsanwaltschaft in der Regel kein Verfahren einleitet, wenn Geringfügigkeit und keine Absicht nachweisbar sind. Wenn Sie es jedoch erkennen oder den Verdacht haben und es dennoch ausgeben, machen Sie sich definitiv strafbar. Deshalb: Verdächtige Scheine immer melden und nicht weitergeben.
- Haben ältere und neuere Euro-Banknoten dieselben Merkmale? Nein, die Europa-Serie (ES2) hat verbesserte und teilweise neue Merkmale (z.B. Porträt-Fenster, Smaragdzahl) im Vergleich zur ersten Serie (ES1). Beide Serien sind jedoch weiterhin gültig und im Umlauf. Sie sollten sich mit den Merkmalen beider Serien vertraut machen.
- Wie wahrscheinlich ist es, dass ich Falschgeld erhalte? Die Wahrscheinlichkeit ist relativ gering, da die Sicherheitsmerkmale des Euro sehr gut sind und die Fälschungsrate im europäischen Vergleich eher niedrig ist. Dennoch kommt es immer wieder vor. Achtsamkeit ist daher ratsam.
- Muss ich jeden einzelnen Schein prüfen, den ich erhalte? Im Alltag ist es oft nicht praktikabel, jeden einzelnen Schein, insbesondere bei kleinen Beträgen oder viel Wechselgeld, detailliert zu prüfen. Konzentrieren Sie sich auf größere Scheine und seien Sie