Falschgeld Erkennen: So Schützen Sie Sich vor Blüten
Falschgeld ist eine ständige Bedrohung im Bargeldverkehr. Ob als Privatperson beim Einkaufen oder als Geschäftsinhaber beim Kassieren – jeder kann damit in Berührung kommen. Blüten sehen oft täuschend echt aus, aber es gibt spezifische Merkmale, die Ihnen helfen, echte Banknoten von Fälschungen zu unterscheiden. Die Europäische Zentralbank (EZB) empfiehlt die einfache, aber wirksame Methode: Fühlen, Sehen, Kippen. Wenn Sie diese drei Schritte bei jeder verdächtigen Banknote anwenden, minimieren Sie das Risiko erheblich, Falschgeld anzunehmen.
Dieser Artikel führt Sie durch die wichtigsten Sicherheitsmerkmale der Euro-Banknoten und zeigt Ihnen, worauf Sie achten müssen.
Schritt 1: Fühlen Sie die Banknote
Die Haptik ist eines der ersten und oft entscheidenden Merkmale, um Falschgeld zu erkennen. Echte Euro-Banknoten bestehen aus speziellem Baumwollpapier, das sich griffig und fest anfühlt – anders als normales Druckpapier.
- Das Papier: Echtes Banknotenpapier ist einzigartig. Es fühlt sich fest und steif an, nicht schlaff oder glatt wie normales Papier. Es macht beim Knüllen ein spezifisches, leicht knisterndes Geräusch. Fälschungen werden oft auf minderwertigem Papier gedruckt, das sich schnell abnutzt, weich oder wachsig anfühlt.
- Der Reliefdruck: Bestimmte Bereiche der Banknote sind im sogenannten Tiefdruckverfahren (Intaglio) gedruckt. Das bedeutet, die Farbe liegt erhaben auf dem Papier. Wenn Sie leicht mit den Fingern oder dem Fingernagel über die aufgeführten Merkmale streichen, sollten Sie die Farbe spürbar fühlen können:
- Die große Wertzahl
- Das Hauptmotiv (Gebäude oder Brücke)
- Die Schriftzüge “EZB • BCE • ECB • EZB • EKP • EKpP• EKB • BCE • EBC” (beim neuen Geldsatz) oder “BCE ECB EZB EKT EKP” (beim alten Geldsatz)
- Die kurzen, fühlbaren Linien am linken und rechten Rand (beim neuen Geldsatz, erleichtern das Erkennen für Blinde und Sehbehinderte)
- Der Begriff “EURO” und das €-Symbol (beim neuen Geldsatz)
Bei Fälschungen ist der Druck oft flach und nicht erhaben. Man kann die Farbe nicht fühlen, selbst wenn das Muster oder die Schrift visuell korrekt aussieht.
Schritt 2: Sehen Sie sich die Banknote an
Nach dem Fühlen halten Sie die Banknote gegen das Licht, um weitere wichtige Sicherheitsmerkmale zu überprüfen.
- Das Wasserzeichen: Halten Sie die Banknote gegen eine Lichtquelle. Sie sollten ein klares Wasserzeichen sehen, das das Hauptmotiv (z.B. ein Fenster oder ein Torbogen), die Wertzahl der Banknote und beim neuen Geldsatz zusätzlich das Porträt der mythologischen Figur Europa zeigt. Das Wasserzeichen entsteht durch unterschiedliche Papierstärken und hat weiche Konturen, nicht scharfe Linien wie ein einfacher Aufdruck. Bei Fälschungen ist das Wasserzeichen oft nur aufgedruckt, hat scharfe Kanten oder fehlt ganz.
- Der Sicherheitsfaden: Ebenfalls, wenn Sie die Banknote gegen das Licht halten, sehen Sie einen dunklen Sicherheitsfaden, der senkrecht durch die Banknote verläuft. Auf diesem Faden stehen in winziger Schrift die Wertzahl der Banknote und das Wort “EURO” (beim alten Geldsatz) oder das €-Symbol (beim neuen Geldsatz). Bei Fälschungen ist der Faden oft nur aufgemalt oder aufgeklebt und man kann die Schrift nicht klar erkennen.
- Das Durchsichtregister: Dieses Merkmal befindet sich auf der Vorder- und Rückseite der Banknote, meist in einer Ecke. Halten Sie die Banknote gegen das Licht, sollten die Linien auf der Vorder- und Rückseite perfekt übereinstimmen und zusammen die Wertzahl der Banknote bilden. Dies erfordert eine extreme Druckpräzision, die für Fälscher sehr schwer zu reproduzieren ist. Bei Fälschungen stimmen die Teile oft nicht exakt überein.
Schritt 3: Kippen Sie die Banknote
Viele der modernsten und am schwierigsten zu fälschenden Sicherheitsmerkmale kommen zum Vorschein, wenn Sie die Banknote leicht kippen.
- Das Hologramm/Das Porträt-Fenster (Neuer Geldsatz, Serie Europa):
- Beim neuen 5€, 10€ und 20€ Schein: Kippen Sie den Schein. Im Silberstreifen rechts erscheint das Porträt der Europa, das Logo der EZB, das €-Symbol und die Wertzahl. Beim 20€ Schein (und höheren Werten) gibt es zusätzlich das Porträt-Fenster. Wenn Sie den Schein kippen, wird das Fenster durchsichtig und Sie sehen das Porträt der Europa auf beiden Seiten des Scheins. Um die Wertzahl herum erscheinen regenbogenfarbene Linien.
- Beim neuen 50€, 100€ und 200€ Schein: Zusätzlich zum Porträt-Fenster gibt es im Silberstreifen ein Satelliten-Hologramm. Beim Kippen bewegen sich €-Symbole um die Wertzahl.
- Beim alten Geldsatz: Im Silberstreifen erscheinen beim Kippen das Euro-Symbol und die Wertzahl.
- Die Smaragd-Zahl (Neuer Geldsatz, Serie Europa): Die große Wertzahl unten links auf der Vorderseite (beim neuen Geldsatz) ist mit Spezialfarbe gedruckt. Wenn Sie den Schein kippen, wechselt die Farbe von Smaragdgrün zu Tiefblau. Zusätzlich bewegt sich ein heller Balken auf der Zahl auf und ab. Dies ist ein sehr auffälliges und schwer zu imitierendes Merkmal. Bei Fälschungen fehlt der Farbwechsel oft ganz, oder der helle Balken ist nicht sichtbar oder bewegt sich nicht authentisch.
- Der Glanzstreifen (Alter Geldsatz, nur bei kleinen Werten – 5€, 10€, 20€): Auf der Rückseite der Banknote befindet sich ein goldfarbener Streifen. Beim Kippen erscheinen auf diesem Streifen das Euro-Symbol und die Wertzahl.
- Die Farbwechselnde Zahl (Alter Geldsatz, nur bei höheren Werten – 50€, 100€, 200€, 500€): Die große Wertzahl auf der Rückseite ändert beim Kippen ihre Farbe von Purpurrot über Olivgrün zu Braun.
Weitere mögliche Prüfmethoden (oft nicht für den Laien zugänglich)
- Mikroschrift: An verschiedenen Stellen der Banknote gibt es Mikroschrift, die nur unter einer Lupe lesbar ist. Bei echten Banknoten ist diese Schrift gestochen scharf, bei Fälschungen oft verschwommen oder unleserlich.
- UV-Merkmale: Unter UV-Licht leuchten bestimmte Teile der Banknote in spezifischen Farben. Jede Banknote hat hier eigene Merkmale. Dies ist eine zuverlässige Methode, die aber spezielle Geräte erfordert.
Unterschiede zwischen den Euro-Serien
Es ist wichtig zu wissen, dass es zwei Serien von Euro-Banknoten gibt:
- Erste Serie (ES1): Ausgegeben ab 2002. Verfügt über Wasserzeichen, Sicherheitsfaden, Durchsichtregister, Hologramm (Silberfolie), Glanzstreifen (kleine Werte) und farbwechselnde Zahl (hohe Werte).
- Serie Europa (ES2): Seit 2013 schrittweise ausgegeben (5€, 10€, 20€, 50€, 100€, 200€; die 500€ Note wird nicht mehr ausgegeben). Diese Serie verfügt über verbesserte und zusätzliche Sicherheitsmerkmale wie das Porträt im Wasserzeichen und Hologramm, die Smaragd-Zahl und die fühlbaren Linien am Rand. Beide Serien sind gesetzliches Zahlungsmittel.
Tabelle: Überblick über die wichtigsten Merkmale
Hier ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Merkmale und worauf Sie achten sollten:
Merkmal | Echtes Banknotenmerkmal | Anzeichen für Fälschung | Mögliche Prüfung nach F-S-K |
---|---|---|---|
Griff/Papier | Griffig, fest, leicht knisternd (spezielles Baumwollpapier) | Schlaff, glatt, wachsig, wie normales Papier; nutzt sich schnell ab | Fühlen |
Reliefdruck | Farbe an Wertzahl, Hauptmotiv, Schriftzügen, Randlinien (ES2) fühlbar erhaben | Druck ist flach, nicht spürbar | Fühlen |
Wasserzeichen | Klar, mit weichen Konturen, zeigt Motiv, Wertzahl, Porträt Europa (ES2) | Aufgedruckt, scharfe Kanten, fehlt, unscharf | Sehen (gegen Licht) |
Sicherheitsfaden | Dunkle Linie im Gegenlicht, lesbare Mikroschrift (Wertzahl, EURO/€) | Nur aufgemalt/aufgeklebt, Schrift nicht lesbar oder fehlt | Sehen (gegen Licht) |
Durchsichtregister | Teile auf Vorder-/Rückseite ergeben im Gegenlicht perfekt die Wertzahl | Teile stimmen nicht exakt überein, Wertzahl ist unvollständig oder versetzt | Sehen (gegen Licht) |
Hologramm/Kippeffekt | Bilder wechseln (Wertzahl, Motiv, €-Symbol, Porträt Europa (ES2)), bewegter Balken (ES2) | Bilder bewegen sich nicht oder statisch, nur einfacher Druck ohne Tiefenwirkung, Porträt-Fenster (ES2) nicht durchsichtig | Kippen |
Smaragd-Zahl (ES2) | Wertzahl wechselt Farbe (grün-blau), heller Balken bewegt sich beim Kippen | Farbe wechselt nicht oder falsch, kein bewegter Balken | Kippen |
Glanzstreifen (ES1) | Goldfarbener Streifen auf Rückseite, zeigt beim Kippen €-Symbol/Wertzahl | Streifen statisch, zeigt nichts oder falsche Zeichen | Kippen |
Farbwechselnde Zahl (ES1) | Wertzahl auf Rückseite wechselt beim Kippen Farbe (z.B. purpur-oliv-braun) | Farbe wechselt nicht oder falsch | Kippen |
Was tun, wenn Sie Falschgeld vermuten?
Wenn Sie den Verdacht haben, eine Blüte in den Händen zu halten, ist es wichtig, richtig zu handeln:
- Nehmen Sie den Schein nicht an! Wenn möglich, verweigern Sie die Annahme des Scheins höflich.
- Geben Sie ihn auf keinen Fall weiter! Das Weitergeben von Falschgeld ist eine Straftat, auch wenn Sie es unwissentlich tun.
- Verständigen Sie die Polizei. Geben Sie den Verdachtsschein dort ab. Versuchen Sie sich Details zu merken: Wo haben Sie den Schein erhalten? Wer hat Ihnen den Schein gegeben? Merken Sie sich Beschreibung der Person oder den Ort der Transaktion.
- Alternativ können Sie den Verdachtsschein auch bei Ihrer Bank oder Sparkasse abgeben. Diese leiten ihn dann an die Bundesbank weiter.
- Sie erhalten für Falschgeld keinen Ersatz. Der finanzielle Schaden bleibt bei Ihnen.
Wichtiger Hinweis: Beschädigen Sie den Schein nicht (z.B. durch Zerschneiden), da dies die Untersuchung erschwert.
Tipps zur Vorbeugung
- Nehmen Sie sich kurz die Zeit, größere Banknoten (ab 20€ oder 50€) zu prüfen, besonders in Situationen, in denen Sie sich unwohl fühlen oder die Herkunft des Geldes unklar ist.
- Seien Sie besonders wachsam bei schlechter Beleuchtung.
- Verlassen Sie sich nicht nur auf ein Merkmal. Prüfen Sie mehrere Merkmale wie Papierqualität, Reliefdruck, Wasserzeichen und Kippeffekte.
Fazit
Das Erkennen von Falschgeld mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, ist aber mit der “Fühlen, Sehen, Kippen”-Methode und dem Wissen um die wichtigsten Sicherheitsmerkmale gut machbar. Übung macht den Meister. Je vertrauter Sie mit dem Aussehen und der Haptik echter Banknoten sind, desto schneller werden Sie Abweichungen erkennen. Schützen Sie sich und andere, indem Sie verdächtige Scheine niemals weitergeben, sondern immer den zuständigen Behörden melden.
FAQs zum Thema Falschgeld
F: Wie häufig kommt Falschgeld in Deutschland vor? A: Falschgeld kommt vor, ist aber im Vergleich zur riesigen Menge an Bargeld im Umlauf relativ selten. Die EZB und die nationale Zentralbank veröffentlichen regelmäßig Statistiken über die Anzahl der entdeckten Fälschungen. Die 50-Euro-Banknote ist aufgrund ihrer weiten Verbreitung oft am häufigsten gefälscht.
F: Was passiert, wenn ich unwissentlich Falschgeld ausgebe? A: Das Weitergeben von Falschgeld ist eine Straftat, auch wenn Sie nicht wussten, dass es sich um eine Blüte handelt. Wenn Sie es bemerken, müssen Sie es bei der Polizei oder Bank abgeben. Wenn Sie es weitergeben und dies festgestellt wird, können strafrechtliche Konsequenzen drohen. Deshalb ist es so wichtig, die Scheine zu prüfen, bevor Sie sie annehmen.
F: Erhalte ich Ersatz, wenn ich Falschgeld abgebe? A: Nein, leider erhalten Sie für Falschgeld keinen Ersatz. Der finanzielle Verlust liegt bei Ihnen. Deshalb ist die Prävention durch sorgfältiges Prüfen so wichtig.
F: Sind alle Euro-Banknoten gleich schwer zu fälschen? A: Die neueren Banknoten der Serie Europa verfügen über verbesserte Sicherheitsmerkmale, die das Fälschen erschweren. Jedoch versuchen Kriminelle ständig, neue Wege zu finden. Keine Banknote ist 100% fälschungssicher.
F: Wo kann ich mehr über die Sicherheitsmerkmale erfahren? A: Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Deutsche Bundesbank bieten auf ihren Webseiten ausführliche Informationen, Videos und Broschüren zu den Sicherheitsmerkmalen der Euro-Banknoten an. Dort finden Sie auch Details zu den spezifischen Merkmalen jeder einzelnen Stückelung.