Falschgeld Bekommen: Was Tun? Ein Leitfaden
Die Wahrscheinlichkeit ist gering, aber sie besteht: Sie könnten eines Tages unbeabsichtigt Falschgeld erhalten. Sei es beim Einkaufen, am Geldautomaten (sehr selten, aber möglich) oder bei einem privaten Geschäft. Wenn es passiert, ist der erste Impuls vielleicht Verunsicherung oder sogar Panik. Doch es gibt klare Schritte, die Sie in dieser Situation unternehmen sollten, um richtig zu reagieren und sich nicht selbst strafbar zu machen. Dieser Artikel erklärt Ihnen genau, was zu tun ist.
Das Problem erkennen: Wie Sie Falschgeld identifizieren
Der wichtigste erste Schritt ist, misstrauisch zu sein und zu wissen, worauf Sie achten müssen. Die Euro-Banknoten verfügen über eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen, die es Fälschern schwer machen sollen. Fälschungen sind oft von minderer Qualität, aber einige können täuschend echt aussehen. Die “Fühlen-Sehen-Kippen”-Methode ist der offizielle Weg, Banknoten zu prüfen.
Hier sind die wichtigsten Merkmale, auf die Sie achten sollten:
| Merkmal | Beschreibung | Wie prüfen? | Echtes Geld | Falschgeld (oft) |
|---|---|---|---|---|
| Papier | Spezielles Baumwollpapier, griffig und fest | Fühlen Sie das Papier. Es sollte sich anders anfühlen als normales Papier. | Fest, griffig, widerstandsfähig. | Läpprig, glatt, fühlt sich wie normales Papier an. |
| Relief (Code) | Farbaufdruck ist an einigen Stellen erhaben | Fahren Sie mit dem Finger über die Banknote (z.B. EZB-Kürzel, Hauptmotiv). | Deutlich fühlbar (erhaben). | Kaum oder gar nicht fühlbar. |
| Wasserzeichen | Hellere und dunklere Bereiche, die ein Porträt, ein Motiv oder die Wertzahl bilden | Halten Sie die Banknote gegen das Licht. | Deutlich sichtbar, fließende Übergänge, erscheint auf beiden Seiten. | Undeutlich, grob schattiert, aufgedruckt oder geprägt (nicht im Papier). |
| Sicherheitsfaden | Ein dunkler Faden im Papier mit der Wertzahl und dem €-Symbol | Halten Sie die Banknote gegen das Licht. | Als dunkle Linie sichtbar, Wertzahl und €-Symbol sind deutlich lesbar. | Aufgedruckt oder als unterbrochene Linie (nicht durchgehend). |
| Hologramm | Silberner Streifen (kleine Scheine) oder Silberfleck (große Scheine) | Kippen Sie die Banknote. | Motive (Porträt, Wertzahl, €-Symbol) wechseln oder bewegen sich. | Statisch, unscharf, wechseln die Motive nicht oder nur sehr schlecht. |
| Farbwechselnde Tinte | Die Wertzahl im Eck der Rückseite (ältere Serien) oder Smaragdzahl (neue Serie) | Kippen Sie die Banknote. | Ändert die Farbe (z.B. von Purpurrot zu Olivgrün oder Braun). | Ändert die Farbe nicht oder nur minimal und unsauber. |
| Glanzstreifen | Goldfarbener Streifen auf der Rückseite (kleine Scheine) | Kippen Sie die Banknote. | Wird sichtbar und verschwindet wieder, zeigt die Wertzahl und das €-Symbol. | Oft nur aufgedruckt oder ungleichmäßig glänzend. |
| Durchsichtsregister | Teile des Motivs auf der Vorder- und Rückseite | Halten Sie die Banknote gegen das Licht. | Die Teile ergänzen sich perfekt zur Wertzahl. | Teile passen nicht genau zusammen. |
Hinweis: Fälscher perfektionieren ihre Techniken ständig. Verlassen Sie sich nicht nur auf ein Merkmal, sondern prüfen Sie mehrere, idealerweise im Vergleich mit einer echten Banknote, von der Sie wissen, dass sie echt ist.
Sofortige Reaktion bei Verdacht (während Sie Geld erhalten)
Stellen Sie sich vor, jemand gibt Ihnen gerade einen Schein, und Sie haben sofort ein ungutes Gefühl.
- Bleiben Sie ruhig. Signalisieren Sie nicht sofort, dass Sie einen Verdacht haben.
- Prüfen Sie den Schein diskret. Nutzen Sie die Fühlen-Sehen-Kippen-Methode.
- Wenn Ihr Verdacht stark ist: Versuchen Sie, den Schein nicht anzunehmen. Sagen Sie, dass Sie den Schein prüfen müssen und tauschen Sie ihn eventuell gegen einen anderen. Wenn das nicht möglich ist oder die Situation unangenehm wird, nehmen Sie den Schein an, vermeiden Sie aber, ihn sofort weiterzugeben. Beobachten Sie die Person, falls möglich (Aussehen, Richtung, in die sie geht).
Sie haben Falschgeld erhalten – Was jetzt?
Sie haben das Falschgeld erhalten und bemerken es erst später, vielleicht zu Hause oder als Sie es selbst ausgeben wollten. Das Wichtigste ist jetzt, richtig zu handeln. Das unabsichtliche Erhalten von Falschgeld ist keine Straftat. Die Weitergabe von Falschgeld, wissend, dass es falsch ist, ist jedoch eine Straftat (§ 36 Abs. 1 Nr. 3 Gesetz über den Zahlungsverkehr – ZAG). Daher ist der oberste Grundsatz: Geben Sie den Schein auf keinen Fall wissentlich weiter!
Hier ist Ihre Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Ruhe bewahren: Es ist ärgerlich, aber kein Weltuntergang. Panik hilft niemandem.
- Den Schein isolieren: Nehmen Sie den verdächtigen Schein sofort aus Ihrem restlichen Geld. Falten Sie ihn, legen Sie ihn in einen separaten Umschlag oder Beutel. Berühren Sie ihn so wenig wie möglich, um eventuelle Spuren (Fingerabdrücke) zu erhalten.
- Informationen sammeln: Versuchen Sie sich möglichst genau zu erinnern:
- Wann und wo haben Sie den Schein erhalten?
- Von wem? (Personenbeschreibung, Name, wenn bekannt, Kennzeichen eines Fahrzeugs etc.)
- Unter welchen Umständen? (Beim Einkauf, am Geldautomaten, privates Geschäft?)
- Gibt es Zeugen?
- Benachrichtigen Sie die Polizei: Dies ist der absolut richtige Weg. Sie können:
- Eine Polizeidienststelle aufsuchen und den Schein dort abgeben.
- In dringenden Fällen (z.B. wenn Sie den Verdacht haben, dass die Person, die Ihnen das Geld gegeben hat, noch in der Nähe Falschgeld verteilt) den Polizeinotruf (110) wählen.
- Schildern Sie den Beamten, dass Sie vermutlich Falschgeld erhalten haben.
- Erstatten Sie eine Anzeige: Bei der Polizei geben Sie den Schein ab und erstatten Anzeige gegen Unbekannt (oder die Person, von der Sie das Geld erhielten, falls bekannt). Ihre gesammelten Informationen sind hier wertvoll. Sie müssen wahrheitsgemäß aussagen.
- Erhalten Sie eine Bescheinigung: Lassen Sie sich von der Polizei den Erhalt des Scheins bestätigen (oder nehmen Sie eine Kopie der Anzeige mit). Das dient als Nachweis, dass Sie Ihrer Pflicht nachgekommen sind.
Was passiert danach?
Der verdächtige Schein wird von der Polizei an die zuständige Analysestelle der Deutschen Bundesbank weitergeleitet. Dort wird er auf Echtheit geprüft und mit anderen Fälschungen abgeglichen. Dies dient der Strafverfolgung, um den Ursprung der Fälschung und die Täter zu ermitteln.
Der unangenehme Teil: Ihr Geld ist weg
Leider gibt es für Falschgeld keinen Ersatz. Wenn Sie einen falschen Schein erhalten haben und dieser als Fälschung identifiziert wird, erhalten Sie den Gegenwert nicht erstattet. Dies ist ein finanzieller Verlust für Sie. Das mag unfair erscheinen, da Sie ja das Opfer sind. Die Logik dahinter ist jedoch, dass die Last nicht der Allgemeinheit oder dem Staat aufgebürdet werden soll. Jeder ist angehalten, bei der Annahme von Bargeld sorgfältig zu prüfen.
Warum Sie Falschgeld nicht weitergeben dürfen
Wie bereits erwähnt, ist die wissentliche Weitergabe von Falschgeld eine Straftat. Selbst wenn Sie ein Opfer sind, würden Sie durch die Weitergabe selbst zum Täter. Sie würden versuchen, jemand anderen zu betrügen. Die einzig korrekte und legale Vorgehensweise ist die umgehende Meldung bei der Polizei und Abgabe des Scheins.
Prävention: So minimieren Sie das Risiko
Obwohl Sie nie vollständig immun gegen Falschgeld sind, können Sie Ihr Risiko durch erhöhte Wachsamkeit deutlich senken:
- Prüfen Sie Bargeld, das Sie erhalten: Nehmen Sie sich besonders bei größeren Scheinen (€50, €100, €200, €500) die Zeit, die wichtigsten Sicherheitsmerkmale zu prüfen (Fühlen-Sehen-Kippen). Es dauert nur wenige Sekunden.
- Seien Sie misstrauisch in bestimmten Situationen: Bei schlechten Lichtverhältnissen, in hektischen Situationen oder bei privaten Verkäufen (z.B. Online-Kleinanzeigen), wo Sie größere Bargeldbeträge erhalten.
- Vermeiden Sie die Annahme zerknitterter oder stark beschädigter Scheine größeren Werts: Solche Scheine sind leichter zu fälschen oder können dazu dienen, die Aufmerksamkeit von den Fälschungsmerkmalen abzulenken.
- Nutzen Sie alternative Zahlungsmethoden: Kartenzahlung, Überweisungen oder mobile Bezahldienste eliminieren das Risiko, Falschgeld zu erhalten.
- Für Geschäftsinhaber und Personal:
- Schulen Sie Ihr Personal: Alle Mitarbeiter, die mit Bargeld umgehen, sollten die Sicherheitsmerkmale kennen und wissen, wie sie diese prüfen.
- Nutzen Sie Prüfgeräte: UV-Lampen können Sicherheitsmerkmale sichtbar machen. Professionelle Prüfgeräte können Echtheitsprüfungen durchführen. (Vorsicht bei einfachen Stiften – sie gelten nicht als zuverlässig.)
- Führen Sie regelmäßige Kontrollen durch: Machen Sie die Prüfung von Banknoten zur Routine, besonders zu Stoßzeiten.
Zusammenfassend: Ihre Pflicht bei Falschgeld
Wenn Sie Falschgeld erhalten haben, sind Sie als Bürger verpflichtet, dies den Behörden zu melden.
- Nicht weitergeben.
- Isolieren und sichern.
- Informationen sammeln.
- Umgehend die Polizei informieren und den Schein abgeben.
- Akzeptieren Sie den Verlust des Geldes.
Durch Ihr korrektes Verhalten helfen Sie nicht nur, die Verbreitung von Falschgeld einzudämmen, sondern vermeiden auch, sich selbst strafbar zu machen. Bleiben Sie wachsam im Umgang mit Bargeld!
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
- Erhalte ich Ersatz für den falschen Schein? Nein. Leider erhalten Sie keinen Ersatz für Falschgeld. Der finanzielle Verlust liegt bei Ihnen als Empfänger.
- Mache ich mich strafbar, wenn ich Falschgeld besitze? Nein, das unabsichtliche Erhalten und Besitzen von Falschgeld ist nicht strafbar. Strafbar ist es nur, wenn Sie das Falschgeld wissentlich weitergeben, um sich oder jemand anderen zu bereichern oder zu täuschen.
- Was soll ich tun, wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob ein Schein echt ist? Lieber auf Nummer sicher gehen. Geben Sie den Schein nicht weiter. Sie können ihn bei Ihrer Bank oder einer Polizeidienststelle überprüfen lassen. Wenn er echt ist, erhalten Sie ihn zurück. Wenn er falsch ist, wird er einbehalten.
- Was passiert mit dem Schein, nachdem ich ihn der Polizei übergeben habe? Der Schein wird von der Polizei zur Deutschen Bundesbank geschickt. Dort wird er von Experten geprüft, als Fälschung identifiziert und vernichtet. Die Daten (Art der Fälschung, etc.) helfen bei der Verfolgung der Täter.
- Gilt das auch für gefälschte Münzen? Ja, auch gefälschte Münzen kommen vor, wenn auch seltener als Banknoten. Die Vorgehensweise ist dieselbe: Nicht weitergeben, isolieren, Polizei informieren und abgeben. Auch hier gibt es keinen Ersatz.
- Kann ich den falschen Schein als Souvenir behalten? Nein. Falschgeld ist Beweismittel und muss den Behörden übergeben werden. Es darf nicht behalten oder gesammelt werden.
